21
Nov
2010

Robert Enke brachte sich vor einem Jahr um. Ja, ich bin depressiv und ich bekenne mich dazu!

Mir ist gerade aufgefallen, dass Robert Enke vor einem Jahr am 10. November Selbstmord begangen hat. Er litt wie ich unter Depressionen. Ich lebe aber, obwohl ich all seine Millionen nicht auf dem Konto hatte, um mir die besten der besten Psychologen oder Psychiater zu leisten. Denn Geld wirkt auf manche dieser Fachmänner magisch und öffnet ihre Herzen, um es einfach mal so platt auszudrücken.(Meine Erfahrung.) Ein armer Kassenpatient auf Hartz4 Niveau wie ich ist dagegen ein Niemand. Dieser Kassenpatient irrt im Gesundheitslabyrint herum und findet oft nicht die Psychiatrie, die gewillt ist Kosten und Mühen zu investieren, damit der Depressive gesund wird.
Was mich erleichtert, dass ich vorallem in der jüngeren Generation nicht mehr die Mauer des Schweigens vorfinde wie früher. Ich kann mich offener darüber unterhalten, ohne komisch angesehen zu werden. Es gibt auch immer mehr Blogs, die sich mit psychischen Erkrankungen beschäftigen. Als ich zu bloggen begann, kannte ich nicht einen Blog, der sich mit dieser Thematik beschäftigte. Anscheinend sind seit dem Tod von Robert Enke einige neue Psycho-Blogs entstanden, was ich toll finde. So langsam brechen Betroffene das Schweigen und erzählen von ihren Depressionen. Mancher Promi öffnet auch seine Seelenwelt und bekennt wie im Stern: "Ja, ich war depressiv!" Ich denke nur an Bruce Darnell, den Supertalent Juror, der seit seiner Kindheit unter Depressionen leidet. Ich mag seine offene verrückte Art und seine menschliche Seite. Er hatte Angst gehabt, dass er ausgelacht wird, wenn andere über seine Krankheit Bescheid wissen. Er spielte immer eine Fassade und lächelte selbst bei "Germany next Topmodel", obwohl es ihn mies ging. Was ich auch sehr wichtig finde, dass er im Stern-Interview sagt, dass man sich selbst treu sein sollte. Was ich auch sehr wichtig finde, dass er sagt, dass junge Leute heute schwer haben eine eigene Identität zu entwickeln. Wer außergewöhnlich ist, wird schnell gemobbt. Wie ich aus meiner Erfahrung weiss, soll Mobbing alles Besondere unterdrücken, um eine graue Masse von anpassungswilligen Ja-Sagern zu produzieren. Aber dieser Anpassungsdrang geht häufig über das gesunde Maß hinaus und dies führt zu psychischen Erkrankungen wie Magersucht, Bulemie, Depressionen, Zwangsstörungen und Ängsten.
Robert Enke konnte sich nie zu seinen Depressionen bekennen. Aber ich will mich zu dieser Krankheit bekennen, um mich nicht zu verleugnen. Das Verleugnen so einer psychischen Erkrankung führt zu Druck und dieser Druck führt zum Suizid. Aber ich will leben, trotz aller Schwierigkeiten!

Kontakt: depris (at) web.de



Das Interview mit Bruce Darnell:

http://stern.de/gesundheit/2-bruce-darnell-mit-depressionen-kaempfe-ich-schon-mein-ganzes-leben-1619901.html


Die Robert Enke Stiftung:

http://robert-enke-stiftung.de
Deprisoundso (Gast) - 22. Nov, 17:34

Je weniger Tabu desto besser

Ich find's echt gruselig wie sehr das noch bis in die letzten Jahre hinein Tod geschwiegen und als Stigma bezeichnet wurde. Traurig irgendwie, dass es *wirklich* so zu sein scheint, dass sich erst ein relativ berühmter Mensch das Leben nehmen musste aufgrund seiner Depression, damit darüber in der Öffentlichkeit normal Gesprochen werden kann.
Und das bei einer Krankheit, die 5-10% der Bevölkerung (je nach dem welcher Statistik man jetzt mehr glaubt) in ihrem Leben befällt.

Bruce Darnell ist ein witiges Beispiel, der gute Mann wohnt in der Gegend (Aachen) und benutzte bei größeren Geschäften immer nur die Hintereingänge - von wegen Vorfahren mit Limo und so - weil ihm die Aufmerksamkeit von Anfang zu viel war und er mit dem Verhalten der Leute, die plötzlich auf ihn reagierten, überhaupt nicht klar kam.

deprifrei-leben - 25. Nov, 17:11

Die 5 oder 10 Prozent gelten für die Menschen, die zur Zeit an Depressionen erkranken. Nach Schätzungen geht man davon aus, dass mindestens 25 Prozent im Laufe ihres Lebens Depressionen entwickeln.
Enke ist ja ein gutes Beispiel, dass selbst Leistungssportler an Depressionen erkranken. Häufig wird mit der Depression das Bild von charakterschwachen und faulen Menschen verbunden. Da ich durch meine Erkrankung nicht arbeitsfähig war, dachten manche, dass ich kein Bock habe was zu leisten, was aber nie stimmte.
Blanka Unsinn - 25. Nov, 19:01

@deprisoundso

Ich benutze bei größeren Geschäften auch immer den Hintereingang, höhö!
deprifrei-leben - 25. Nov, 19:22

Sei froh, dass du überhaupt ein Geschäft machen kannst. Ein richtig Depressiver kann nicht einmal im Klo sein Geschäft verrichten.

dus - 26. Nov, 12:13

gibt es auch falsch-depressive?
deprifrei-leben - 27. Nov, 15:14

Dus, was verstehst du unter einem Falsch-Depressiven?

J (Gast) - 2. Dez, 03:32

''Aber ich will mich zu dieser Krankheit bekennen, um mich nicht zu verleugnen.''

Wer sich also nicht öffentlich zur Depression bekennt,
verleugnet sich?!

deprifrei-leben - 2. Dez, 18:06

Gute Frage. Die Frage ist auch wie öffentlich das Bekenntnis sein muss. Sicher muss du zu diesem Bekenntnis kein Blog schreiben oder deine Geschichte in einem Magazin veröffentlichen.
Allerdings denke ich, dass es wichtig ist, im privaten Kreis z. B. Freunde oder Verwandte das Thema anzusprechen, um das Tabu zu brechen. Sehr viel Mut erfordert es über seine Depressionen bei Arbeitskollegen oder dem Arbeitgeber zu sprechen. Ich gehe nicht so weit, dass man das tun sollte, aber im engsten Freundeskreis sollte das Thema bekannt sein. Alles andere ist für mich ein verleugnen, der eigenen Krankheit. Und dieses verleugnen macht kränker.
J (Gast) - 3. Dez, 11:50

Ich bin nicht der Meinung, dass ein Blog (oder das Internet allgemein) ein ''öffentliches'' Bekenntnis ist,
da man hier ja doch relativ anonym ist.
Das es eine Art Eigentherapie ist oder dem Verfasser, in welcher Form auch immer, gut tut,
will ich nicht bestreiten, denn es erfüllt den (meiner Meinung nach) wichtigsten Punkt im Kampf gegen die Depression.
Die Krankheit vor sich selbst nicht zu verleugnen,
sich selbst zu sagen: Ich habe eine Depression. Ich bin krank.

Dieser Schritt hat mich am meisten Überwindung gekostet,
nicht nur weil ich mich zu jung für eine Depression gehalten habe, sondern auch wegen besagtem Tabu.
Ich wollte quasi nicht depressiv sein.
Und wohin mich das gebracht hat..
Das ist vermutlich ein anderes Thema.

Dass verleugnen kränker macht?
Keine Frage.
Aber dass ich mich selbst verleugne, wenn ich mich nicht vor anderen (Familie, Bekannte, wer auch immer) zu meiner Krankheit bekenne, sehe ich nicht so.

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Lebe glücklich! Ein Blog über das Leben mit Depressionen und Internetsucht. Ein junger Mann (38) schreibt über seine Erfahrungen mit Vorurteilen und Einsamkeit. Rechte bei Deprifrei.de

Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl

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