3
Aug
2010

Wie der Begriff Burn Out Depressionen verharmlost

Ich wollte mal das wunderbare Wort Burn Out (übersetzt ausgebrannt) von allen Seiten beleuchten. Laut Wikipedia ist es "ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leitungsfähigkeit, das als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatische Erkrankungen und Depressionen oder Aggressionen und einer erhöhten Suchtgefährdung führt."
Meine Mutter fiel dem Burn Out auch zum Opfer, da sie auch eine sehr stark ausgeprägte idealistische Haltung hat und in der Pflege arbeitet. Erst die Erkenntnis, dass sie ihre Arbeitsbelastung runterfahren muss, führte zur Gesundung. Sie setzte mit anderen Mitarbeitern einen Betriebsrat durch, der dafür da ist Überstunden zu verhindern. Dem Arbeitgeber gefällt dieser Betriebsrat immer noch nicht, aber so langsam hat er sich an seine Existenz gewöhnt.
Früher wurde Burn Out mehr auf die sozialen Berufe bezogen; heute wird er auf alle Bereiche bezogen, selbst Prominente dürfen Burn Out haben. Dies führt zu einer Verwässerung des Begriffs und macht ihn unschärfer.
Ansonsten wird das Ausbrennen als nichts anderes beschrieben wie man es auch von Depressionen her kennt wie sozialer Rückzug, Gefühle wie Einsamkeit oder selbstmörderische Gedanken.
Mittlerweile empfinde ich das Wort Burn Out auch als eine Verharmlosung von psychischen Erkrankungen. Es ist leichter zu sagen, dass man unter Burn Out leidet, als das böse dunkle schwarze Wort Depression auszusprechen.
Das Perverse ist ja auch, dass Burn Out für viele eine positive Assoziation hat, da sie für jemanden steht, der sich durch Überarbeitung sein Burn Out verdient hat. (Überstunden sehen viele als etwas positives an, weil man gebraucht wird, obwohl dies einen ja krank macht.)
Meiner Mutter fiel es viel leichter das Wort Burn Out zu verwenden, als zu sagen, dass sie wie ich unter Depressionen gelegentlich leidet, auch wenn nicht in dem Ausmaß wie bei mir.
Viele assoziieren bei Schwermut Faulheit, Charakterschwäche, Willensschäche. So ein Burn Out kann dagegen wie ein Ritterschlag sein und Anerkennung und Mitgefühl hervorrufen.
Wer nur Depressionen hat, ist in dieser Gesellschaft arm dran, denn er hat sich diese Krankheit nicht verdient.



Ps. Viele denken auch Schwermütigkeit und Burn Out wären zwei verschiedene paar Schuhe, dabei ist es genau dasselbe. Burn Out beschreibt nur, dass man durch die Arbeit erkrankt ist.


Kontakt: depris (at) web.de
schlafmuetze - 3. Aug, 22:14

Moin moin Roman ..

Ich denke auch, dass Burn out und Depressionen (oder Schwermut, wie du es nennst), unterschiedliche Erkrankungen sind. Auch wenn die Krankheitssymptome sich ähneln.
Beim Burn out steht die Ursache fest bzw. lässt sie sich herausfinden, während der Auslöser der Depressionen meistens im Dunkeln liegt und oftmals auch nie gefunden wird.
Grüßli ;-)

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deprifrei-leben - 4. Aug, 12:33

Ich habe keinen Kommentar gelöscht. Ich habe mich gewundert, wo der Kommentar von DaisyGell blieb auf den sich eine Kommentatorin bezog.
Bei manchen sind die Ursachen einer Depression direkt sichtbar z. b. bei mir mit meiner teilweisen unglücklichen Kindheit und Jugend. Für mich ist Burn Out und Depression dasselbe. Die Symptome wie schon geschrieben sind Leistungsminderung, Selbstmordgedanken...Viele denken ja, dass das zwei verschiedene Dinge sind und daher wird der Begriff Depression verharmlost und Burn Out klingt harmloser und vorübergehend.
Gerhard (Gast) - 3. Aug, 23:05

Halten wir uns nicht damit auf, daß bestimmte Dinge stigmatisiert sind. So wird das immer sein, man braucht die Aussenseiter, die, die sich schlecht einordnen lassen.

Ich kann mich erinnern, daß ich früher mal Wut verspürte, wenn jemand seine Depression ausweichend mit etwas anderem erklärte, um anzeigen zu können, daß man im Moment nicht funktionieren kann.
Dabei tat ich es selber, erklärte meine Depression anderen damit, daß ich verlassen worden bin. Das konnte jeder nachvollziehen. Doch war der Grund meiner Depression ein wenig anders gelagert: Die Frau wertete mich massiv ab und ICH hatte sie deswegen verlassen. Aber die Abwertung war wie ein Stachel, der mich verfolgte.

Auch heute werde ich vielfach gewahr, wie Menschen lügen, um in ihrer Situation akzeptiert zu werden.

Darklady (Gast) - 5. Aug, 18:22

Der Begriff "Burnout" verschleiert nicht nur die Diagnose "Depressionen" sondern er impliziert auch von unserer Leistungsgesellschaft als positiv empfundenes Denken wie "Der hat sich kaputtgearbeitet". Fleiß, Arbeit haben, schuften, das ist in unseren (deutschen) Köpfen fest verankert. Faulenzer schlafen lange, Leute denen man ihre Krankheit nicht ansieht sind Faulenzer, ausruhen kann man sich später am besten auf dem Friedhof! Aber wenn man sagt, dass man ein Burnoutsyndrom hat, dann beweist das, dass man ein fleißiges Kerlchen ist. Meine Güte, während ich das schreibe wird mir klar, wie lange es noch brauchen wird, um unsere Gesellschaft in Sachen Akzeptanz seelischer Krankheiten zu sensibilisieren und Verständnis dafür aufzubringen.

Anitali - 6. Aug, 18:13

Wenn "Fachleute" sich berufen fühlen,

völlig undifferenzierte Kurzschlüsse zu ziehen...

Wer es gerne etwas differenzierter mag, liest das.

deprifrei-leben - 6. Aug, 18:25

Mir ist das später mit der Überschneidung und Abgrenzung zwischen Burn Out und Depressionen wie in dem PDF-Dokument Link auch aufgefallen.
Mehr als die Hälfte der Burn Out Patienten leiden auch an Depressionen. Bei manchen ist es auch nur eine Erschöpfung und nach einer Arbeitspause gehts ihnen wieder gut. Trotzdem bleibe ich bei meiner Feststellung, dass Burn Out Depressionen teilweise verhamlost, da man sich kaputt gearbeitet hat und dies in der Gesellschaft positiv gesehen wird. Und mehr als die Hälfte der Burn Out Leute leidet ja auch an depressiven Symptomen. Wenn die Arbeitsüberlastung lang genug andauert wird man sicher auch psychisch krank. Egal, welchen Namen wir einer psychischen Erkankung geben, man findet immer wieder Überschneidungen mit anderen psychiatrischen Erkrankung wie Borderline, Depressionen, ADHS...und Abgrenzungen sind da nicht so einfach möglich, auch beim Burn Out nicht.
Anitali - 6. Aug, 22:23

Sie müssen es ja wissen...

Ich geb's auf!
bonanzaMARGOT - 16. Aug, 14:24

depressionen sind ein kompexes krankheitsbild. dazu gehört auch burn-out, welches häufig bei beruflicher überforderung oder im zusammenhang mit mobbing zu hören ist.
für die betroffenen ist die benennung vereinfachend.
meistens geht es bei burn-out nicht um endogene depressive störungen.

Tigerchen (Gast) - 5. Okt, 11:26

Ich habe jetzt anderthalb Jahre gebraucht, um aus dem Burn-Out herauszukommen. Ich war keine Sekunde deprimiert oder antriebslos. Im Gegenteil, ich bin quasi zitternd vor Anspannung die Wände hochgerannt und hatte im Schnitt drei Panikattacken am Tag. Von psychosomatischen Beschwerden einmal abgesehen, die das "normale Leben" beinahe unmöglich gemacht haben.

Meine Hausärztin, die mir ein Antidepressiva verschrieb, ging auf meine Argumentation, ich wisse, dass ich KEINE Depression habe, gar nicht erst ein.

Ich bin einziges Kind einer Borderline-Mutter und durch die Parentifizierung erstens kein Selbstbewusstsein entwickelt und war immer nur damit beschäftigt, meine Mutter zu "heilen" oder wenigstens Liebe von ihr zu erhalten.

Das Antidepressiva hat - natürlich - nicht gewirkt. Oder vielmehr doch, aber falsch. Ich hätte alles gebraucht, nur keinen zusätzlichen Schub mehr. Ich habe das Medikament abgesetzt und eine Therapie angefangen. Das hat geholfen.

Als meine Therapeutin mir gesagt hat, ich hätte einen Burn-Out habe ich mich dadurch KEIN STÜCK besser gefühlt.

Ich finde es gnadenlos anmaßend von dir, eine Krankheit bewerten zu wollen, über die noch kaum Fachmaterial vorhanden ist und die auch im ICD-10 noch nicht aufgeführt ist.

Diese Einteilung nach "richtig anerkannter" Macke und Ponyhof regt mich schon lange auf. Mir ging´s anderthalb Jahre so richtig dreckig.

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Lebe glücklich! Ein Blog über das Leben mit Depressionen und Internetsucht. Ein junger Mann (38) schreibt über seine Erfahrungen mit Vorurteilen und Einsamkeit. Rechte bei Deprifrei.de

Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl

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