Mit meinen türkischen Freund hatte ich mich gestritten. Der wollte glauben, dass die Kurden in Syrien mit Hilfe der Engländer Zugang zu den Ölquellen in Syrien und Irak schaffen wollen. Ich argumentierte, dass der Ölpreis sich halbiert hätte, auch wegen des Öl-Frackings in den USA. Er liegt nur noch bei etwa 50 Dollar pro Barell und ich meinte, dass dann das Interesse am Öl nachlässt. Er fragte mich, ob ich so ein Öl-Experte sei. Er meinte es natürlich ironisch.
Der Westen würde die Kurden unterstützen, da sie wie die Deutschen Arrier seien. Er ist von dem Begriff Arrier besessen und meint, dass die Kurden deswegen hier so ein gutes Image hätten. Ich bin der Auffassung, dass man eher mit dem Unterdrückten sympathisiert, als mit dem Unterdrücker. Dazu äußerte er sich, dass Erdogan als Erster den Kurden mehr Rechte gab z. B., dass sie wieder kurdisch in der Schule sprechen können. Ich hätte auch ihm sagen können, dass die Werte der Kurden eher mit uns kompatibel sind z. B. was Demokratie und Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern angeht.
Der von Kurden gelebte Islam wirkt weniger bedrohlich als der vom IS.
Auch regte ihn auf, dass ich die Anschläge gegen Kurden in der Türkei mit Erdogan in Verbindung setzte. Er erklärte mir, dass das ihn eher geschadet hätte. Ich meinte, dass die Kurden ihre Wahlveranstaltungen nicht machen konnten und kein fairer Wahlkampf möglich war. Aus diesem Grund hätte die AKP die Wahlen gewonnen.
Zur Zeit gibt es auch leider immer wieder Kämpfe zwischen der PKK und dem türkischen Staat. Die YPG ein Ableger der PKK wird in Syrien von der Türkei immer wieder bombardiert. Die PKK wird als terroristische Vereinigung gesehen.
Viele werfen dem türksichen Staat vor, dass sie den Islamischen Staat heimlich unterstützen würden, da z. B. Grenzübergänge zwischen IS-Gebiet und der Türkei im Unterschied zu den kurdischen Gebieten in Syrien nicht geschloßen seien.
Eigentlich sind diese ganzen Kriege in Syrien und im Irak Scheißthemen. Man kriegt dabei nur schlechte Laune. Ich habe zur Zeit keinen Job und kreise um meine Befindlichkeiten und die Fernsehnachrichten, die nur Hiobsbotschaften senden. Ich schaue mich auf Facebookseiten zur Politik um und finde all diesen Hass und die entsprechenden Hasskommentare. Früher hätte man für den Hass in eine Stammkneipe gehen müssen. Wie sagte man früher so schön, dass man die Lufthoheit über die Stammtische erobern muss. Heute ist der Stammtisch nur ein paar Klicks im Internet entfernt und man entwickelt eine gewisse Abhängigkeit diesen Mist zu lesen. Schlechte Nachrichten haben eine Sogwirkung. Gute Nachrichten dagegen vergisst man schnell. Es verkaufen sich eher die Bücher z.B Neukölln ist überall von Heinz Buschkowsky wo Integration als gescheitert erklärt wird, als solche die von gelungener sprechen.
Manchmal spreche ich mit dem kurdischen Kioskbetreiber und einmal wirkte er total fertig und traurig, da in der Türkei friedliche kurdische Demonstranten in die Luft gejagt worden sind. Sie demonstrierten für eine friedliche Lösung des Kurdenkonflikts. Manche gaben Erdogan die Schuld. Der Kioskbetreiber meinte, dass man die IS-Terroristen gekannt hätte, da ein Elternteil die Behörden vor ihren Söhnen gewarnt hätte.
Der Kurde erwähnte mir, dass die Medien in Deutschland total falsch darüber berichten würde wie die Lage in der Türkei tatsächlich ist. Zu dieser Zeit gab es eine ziemlich aufgeheitzte Stimmung, da Erdogan Neuwahlen ansetzte, um mit absoluter Mehrheit gewählt zu werden. Manche werfen ihm vor, dass er ein neuer Sultan werden will und die Demokratie abschafft.
Mein türkischer Freund meinte auch, dass die Medien in Deutschland nur Lügen verbreiten würden. Immer wenn ich ihn nach Argumenten für seine Behauptungen frage hat er meistens keine. Er teilte mir mit, dass man in einem Spaziergang nicht alles so schnell erklären kann. Ich erwiderte ihm, dass er mir doch beigebracht hätte, dass man schwierige Sachverhalte einfach erklären sollte. Sonst hätte man sie nicht verstanden.
Seit drei Jahren hat er das Vetrauen in die deutschen Medien verloren, weil sie immer wieder negativ über die Türkei, Erdogan und den Islam berichteten.
Ich sagte ihm, dass er mittlerweile auch so grimmig wie Erdogan schaut. Und er antwortete mir: Na und? Ich sagte ihm, dass ich ihm nur meine Beobachtung mitteile. Der Gesichtsausdruck von ihm erinnert mich an Erdogan. Die Gesichtszüge sind kantiger geworden. Er wirkt nicht mehr so glücklich wie früher. Wie kann man glücklich sein? sagte er zu mich. Und ich gucke so, weil ich Widerstand leisten will.
Die Medien verbreiten ja Lügen und du glaubst ja daran. Dir kann man nicht mehr helfen. Ich lese ja nicht nur die deutschen Medien, sondern habe im Unterschied zu dir auch andere ausländische Quellen. Dann meinte er, dass die türkischen Medien zu 60 Prozent in deutscher Hand seien und diese die Türkei im Sinne des Westens beeinflussen wolllen. Ich erwähnte ihm, dass dann ja immer noch 40 Prozent nicht von Deutschen beeinflusst werden.
Ich merkte, dass er immer wütender wurde und immer mehr wie Erdogan guckte. Dieser unzufriedene böse Blick. Früher schaute er locker und zufrieden und fühlte sich nicht gleich persönlich angegriffen.
Nach seiner Ansicht denkt ja nicht nur er so. Er hatte mir auch mal gesagt, dass 50 Prozent der Leute die Erdogan und die AKP wählen sich nicht irren können. Dann meinte ich, dass Hitler ja auch soviele gewählt hätten und wir dann Krieg und Holocaust hatten. Die Mehrheit hat sich schon oft in der Geschichte geirrt. Es gibt nicht nur eine Schwarmintelligenz, sondern auch eine Schwarmdummheit z. B. wenn ein Schaf aus der Herde über die Klippe geht, folgen die anderen auch.
Ich habe das Gefühl, dass heute viel mehr Menschen nicht mehr mit Argumenten argumentieren, sondern mit ihrem Bauch. Auch viele Pegida-Anhänger lieben Verschwörungen z. B. Deutschland ist immer noch ein besetztes Land. Oder eine andere lustige Verschwörungstheorie geht davon aus, dass die USA die Flüchtlinge Richtung Deutschland schicken lassen, um uns zu schwächen.
Man kann schnell wie Erdogan an die Gefühle appellieren z. B. der arme Türke, der immer unterdrückt und vom Westen schlecht behandelt wird.
Viele unserer Medienberichte sind tatsächlich auch zu einseitig und es wird oft der Fokus auf gescheiterte Integration gelegt. Es ist kein Wunder, wenn dann ein Türke sich so mies fühlt, dass er einem Erdogan nachläuft. Erdogan wirbt für eine starke Türkei und für Selbstbewusstsein gegenüber dem Westen.
Und es ist kein Wunder, dass wir dank der Medienberichte der letzten Jahren nur die Schattenseiten des Islams und der Türkei kennen. Plötzlich schreiben die Medien positiv über die Flüchtlinge und welchen religiösen Hintergrund sie haben rückt in den Hintergrund. Vorher wurde der Südländer oft mit dem Islam verbunden und dieser hat in unserem Land einen schweren Stand. Besteht aber die einzige Eigenschaft des Südländers darin ein am Pimmel beschnittener Mohammedaner zu sein?
Der Streit mit meinen türkischen Freund hat mich wieder belastet und er meinte, dass ich süchtig nach diesen Themen wie Islamischer Staat, Pegida, Türkei...sei. Ich sollte mich mal mit jemanden anderen unterhalten. Unsere Meinungen wären total entgegengesetzt. Er hätte die letzten Monate mit niemanden über Politik sich unterhalten, da dann nur Streit entsteht. Mein kurdischer Kioskbekannter und er unterhalten sich auch nicht mehr miteinander, weil sonst böses Blut fließen könnte.
Beim Abschied meinte er zu mir, dass er Abstand von mir braucht, da er genug von Politik hätte.
Ich fühlte mich einfach traurig. Ich vermisse diesen lockeren selbstbewussten Mann. Früher tolerierte er andere Meinungen und nahm nicht alles persönlich.
Ich bewunderte einst seinen Liberalismus und Humanismus aber heute sehe ich so ein verbittertes Erdogan-Gesicht.




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