Das Unwissen der Hausärzte über psychische Erkrankungen
Die Onlinezeitung "Der Westen" hat vorgestern einen interessanten Artikel http://derwesten.de/leben/gesundheit/Aerzte-erkennen-Depressionen-nicht-id3802687.html zum Thema Hausärzte und Depressionen gebracht. Hausärzte sollten wie Lotsen im Gesundheitssystem sein, was sie nach meiner Erfahrung nicht sind. Dies wurde auch im Artikel kritisiert. Ich habe mir irgendwann selbst ganz ohne ärztliche Hilfe die Diagnose Depression gestellt.
In dem Artikel wird kritisiert, dass Hausärzte nicht in der Lage sind eine Depression beim Patienten zu erkennen. Vorallem älteren Hausärzten fehlt es an Bildung im psychiatrischen Bereich. Um eine Depression richtig zu diagnostizieren braucht der Arzt Zeit. Diese wird leider im Gesundheitswesen nicht ausreichend honoriert. Ärztliche Leistungen werden nach meiner Erfahrung immer mehr wie am Fliessband abgeleistet. Wenn man eine Depression erkennen will, muss man über die Eigentümlichkeiten der Krankheit Bescheid wissen. Ich erkenne Depressive an der starren Mimik, am langsamen Gang und an ihren langsamen Denkweisen. Sie reden oft auch viel langsamer und monotoner. Hausärzte wissen im Normalfall nicht Bescheid, welche Psychologen oder Psychiater es in ihrer Stadt gibt. Die Ärzte arbeiten immer noch alleine vor sich her, statt das Wissen zu vernetzen und so eine optimale Gesundheitsversorgung zu leisten.
Psychiater wissen z. B. im allgemeinen nicht, welche Psychologen in ihrer Stadt praktizieren und umgekehrt wissen Psychologen nicht, was die Psychiater tun. Antidepressiva sind nach meiner Ansicht immer nur eine Symptombehandlung. Als ich zum ersten Mal vor über 8 Jahren Fluoxetin nahm, nahm ich naiv an, dass jetzt meine Welt wieder in Ordnung war. Ich hatte einen Energieschub bekommen, da das Medikament den Serotoninmangel ausglich. Meine Welt schien für ein halbes Jahr in Ordnung. Ich steckte in einer Euphorie, da alles wieder klar und schön erschien. Ich denke allerdings nicht, dass ich eine Manie entwickelt hatte, obwohl es leichte Anzeichen dafür gab. Maniker kaufen oft Dinge die sie nicht brauchen oder erkennen die Realität nicht. Vielleicht erkannte ich durch das Medikament nicht, dass meine Psyche doch nicht so gesundet war wie mir das Antidepressiva vorgaukelte. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt keinen guten Psychologen gehabt, der mich mehr über das Antidepressiva aufklärte. Ich lebte damals in einem Übergangsheim für psychisch Kranke und fühlte mich total unglücklich dort, da die Menschen mich dort nicht beachteten, weil sie viel zu krank waren. Statt dort wegzuziehen und an meinen Verhaltens- und Denkweisen zu arbeiten, lebte ich dort weiter. Irgendwann kam ein neue Depression, die mich zurückwarf. Ich war wie in einem Teufelskreis gefangen. Seltsamerweise hörte meine Suche nach einem Psychologen genau in dem Moment auf, als es mir scheinbar besser ging. Wie jeder kluge Arzt oder auch Psycho-Erfahrene weiss ist die Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung die beste Garantie langfristig nicht rückfällig zu werden.
Allerdings sind Medikamente auch nicht für jeden das Allheilmittel, da sie bei etwa 50 Prozent nicht anschlägt. Serotoninmangel kann auch durch verbesserte soziale Strukturen, Tagesstrukturen und Sport oder Bewegung ausgeglichen werden.
Hausärzte sollten ihren Horizont erweitern, damit Menschen die an der Psyche erkranken, nicht unnötige längere Leidenszeit haben.
Ich stehe gerne jedem Hausarzt mit Rat und Tat zur Verfügung. :-) Oder jedem anderen.
Kontakt: depris (at) web.de
In dem Artikel wird kritisiert, dass Hausärzte nicht in der Lage sind eine Depression beim Patienten zu erkennen. Vorallem älteren Hausärzten fehlt es an Bildung im psychiatrischen Bereich. Um eine Depression richtig zu diagnostizieren braucht der Arzt Zeit. Diese wird leider im Gesundheitswesen nicht ausreichend honoriert. Ärztliche Leistungen werden nach meiner Erfahrung immer mehr wie am Fliessband abgeleistet. Wenn man eine Depression erkennen will, muss man über die Eigentümlichkeiten der Krankheit Bescheid wissen. Ich erkenne Depressive an der starren Mimik, am langsamen Gang und an ihren langsamen Denkweisen. Sie reden oft auch viel langsamer und monotoner. Hausärzte wissen im Normalfall nicht Bescheid, welche Psychologen oder Psychiater es in ihrer Stadt gibt. Die Ärzte arbeiten immer noch alleine vor sich her, statt das Wissen zu vernetzen und so eine optimale Gesundheitsversorgung zu leisten.
Psychiater wissen z. B. im allgemeinen nicht, welche Psychologen in ihrer Stadt praktizieren und umgekehrt wissen Psychologen nicht, was die Psychiater tun. Antidepressiva sind nach meiner Ansicht immer nur eine Symptombehandlung. Als ich zum ersten Mal vor über 8 Jahren Fluoxetin nahm, nahm ich naiv an, dass jetzt meine Welt wieder in Ordnung war. Ich hatte einen Energieschub bekommen, da das Medikament den Serotoninmangel ausglich. Meine Welt schien für ein halbes Jahr in Ordnung. Ich steckte in einer Euphorie, da alles wieder klar und schön erschien. Ich denke allerdings nicht, dass ich eine Manie entwickelt hatte, obwohl es leichte Anzeichen dafür gab. Maniker kaufen oft Dinge die sie nicht brauchen oder erkennen die Realität nicht. Vielleicht erkannte ich durch das Medikament nicht, dass meine Psyche doch nicht so gesundet war wie mir das Antidepressiva vorgaukelte. Leider hatte ich zu diesem Zeitpunkt keinen guten Psychologen gehabt, der mich mehr über das Antidepressiva aufklärte. Ich lebte damals in einem Übergangsheim für psychisch Kranke und fühlte mich total unglücklich dort, da die Menschen mich dort nicht beachteten, weil sie viel zu krank waren. Statt dort wegzuziehen und an meinen Verhaltens- und Denkweisen zu arbeiten, lebte ich dort weiter. Irgendwann kam ein neue Depression, die mich zurückwarf. Ich war wie in einem Teufelskreis gefangen. Seltsamerweise hörte meine Suche nach einem Psychologen genau in dem Moment auf, als es mir scheinbar besser ging. Wie jeder kluge Arzt oder auch Psycho-Erfahrene weiss ist die Kombination aus Verhaltenstherapie und medikamentöser Unterstützung die beste Garantie langfristig nicht rückfällig zu werden.
Allerdings sind Medikamente auch nicht für jeden das Allheilmittel, da sie bei etwa 50 Prozent nicht anschlägt. Serotoninmangel kann auch durch verbesserte soziale Strukturen, Tagesstrukturen und Sport oder Bewegung ausgeglichen werden.
Hausärzte sollten ihren Horizont erweitern, damit Menschen die an der Psyche erkranken, nicht unnötige längere Leidenszeit haben.
Ich stehe gerne jedem Hausarzt mit Rat und Tat zur Verfügung. :-) Oder jedem anderen.
Kontakt: depris (at) web.de
deprifrei-leben - 9. Okt, 15:37
psychoMUELL (Gast) - 9. Okt, 16:35
manchmal scheitert es aber auch daran, dass sich der Patient nicht mitteilen kann, sich vielleicht nicht wirklich traut oder sogar nicht kann. Er müsste ja zugeben, dass er schwach ist und nix auf die Reihe bekommt.
antworten
Gesa B. Bel (Gast) - 13. Okt, 13:57
Da Sie sich als Koryphäe auf dem Gebiet sehen,
schlage ich vor, Sie helfen erst einmal sich selbst.
deprifrei-leben - 14. Okt, 17:08
Ich habe nie behauptet, dass ich eine Koryphäre bin. Allerdings wenn man über 10 Jahre unter Depressionen leidet, hat man auch ein gewisses Erfahrungswissen erarbeitet. Und gewiss helfe ich mir selbst, indem ich spatzieren gehe, Freundschaften pflege, meine Maßnahme mache und noch einige Dinge mehr tue. Ich finde es immer interessant, was Leute angeblich alles rauslesen, was ich nie behauptet habe.
Gerhard (Gast) - 15. Okt, 08:14
Bei jedem Hausarzt finden sich Schwachstellen. Wie sollte es denn auch anders sein? Ein Hausarzt kann ebenso nicht über alle Varianten von "psychischen Störungen" bescheid wissen - selbst ein Facharzt weiß das nicht.
Allerdings finde ich es gut, so ein Hausarzt dafür Zeit hat, sich mal kompetent von einem Betroffenen beraten zu lassen. Viele machen ja so etwas, bilden sich weiter, sind kompetent in so manchen Feldern.
Was die Kritsisierende (wohl) meinte, ist, daß man nach Möglichkeit sich selber helfen sollte, soweit das möglich ist.
Allerdings finde ich es gut, so ein Hausarzt dafür Zeit hat, sich mal kompetent von einem Betroffenen beraten zu lassen. Viele machen ja so etwas, bilden sich weiter, sind kompetent in so manchen Feldern.
Was die Kritsisierende (wohl) meinte, ist, daß man nach Möglichkeit sich selber helfen sollte, soweit das möglich ist.
deprifrei-leben - 16. Okt, 14:21
Das Problem ist ja, dass viele gar nicht wissen, dass ihnen geholfen werden muss, da sie ihre Depression als etwas normales wahrnehmen. (Ich selbst wusste auch Jahre nicht, dass ich an Depressionen erkrankt bin. Erst ein psychischer Supergau hat mich schmerzhaft auf meine kranke Seele hingewiesen.) Ein guter Hausarzt könnte zumindest durch seine jahrelangen Erfahrungen mit Patienten Wesensveränderungen schneller feststellen und ihm raten dies von einem Psychiater näher untersuchen zu lassen.