15
Dez
2008

Freiheit

Im Moment bin ich deprifrei, dank Hirnviagra. Ich hatte die Dosierung um 20 Milligramm auf 80 erhöht.
Es ist wie ein Wunder die Welt neu zu erleben und nicht mehr in diesen depressiven Schüben zu leben.
Immer wieder bin ich berührt, wenn ich aus der Dunkelheit ins Licht zurückkehre. Ich entdecke das Leben wie ein Kind neu.
Ich wünsche mir, dass diese Momente nie aufhören zu existieren.
Ich will das Glück festhalten, für mich abonnonieren.
Irgendjemand sagte mir mal, dass man ohne die Tiefs, das Glück nicht so erleben könnte.

Heute in der Gesprächstherapiegruppe berührte mich ein älterer Mann sehr, der immer wieder von seiner Frau hören muss, dass er nicht das Licht auszumachen vergessen sollte und andere Dinge.
Die Psychologin meinte, dass es normal sei, dass man Dinge vergisst, weil die Depression die Konzentrationsfähigkeit erheblich einschränkt.
Ihm kamen fast die Tränen, aber hinter seinem Staudamm seiner Augen war ein ganzes Meer voller nicht geweinter Tränen.
Auch ich durfte mir in der Vergangenheit von meiner Mutter anhören, dass ich mich konzentrieren soll, dass das nicht so schwer ist, weil sie es auch kann.
Ich vergaß auch ständig das Licht auszumachen und musste mir anhören, dass ich ihr Geld verschwende.
Seine Frau begreift seine psychische Erkrankung nicht.
Viele Jahre leben sie unter einem Dach und sie will nicht verstehen, dass er Hilfe braucht, dass er anders nicht aus seiner Dunkelheit rauskommt.
Er meinte, dass es mal besser wurde, als seine Frau Infos über die Krankheit bekam.
Die Psychologin meinte, dass manche Leute zig Mal hören müssen, bis sie kapieren, was es mit dieser Krankheit auf sich hat.
Immer wieder erinnerte ich mich an Frau Dus blöde Diskussionen hier auf diesem Blog, die auch nicht kapieren wollte, was Depressionen anrichten.
Wie sie selbst gestandene Männer wie ihn in die Knie zwingen, die früher gearbeitet haben.
Ich erinnere mich an meine Wutausbrüche, wenn jemand meine Krankheit nicht verstehen wollte wie ich gegen Windmühlen rede und wie ich versuche diese Krankheit in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Manchmal wenn ich solche Menschen wie Frau Dus höre, dann werde ich müde, es absorbiert Energie, wenn ich mir wie ein Hypochonder vor diesen Leuten vorkomme.
Einmal bin ich auch grusslos gegangen, als mir jemand einreden wollte, dass ich mir die Krankheit nur einbilde.
Das hat komischerweise sehr gut gewirkt.
Ich will nicht mehr gegen Windmühlen reden, sondern ein Zeichen setzen gegen die Diskriminierung, die Millionen von psychisch kranken erleben.
Eines Tages kann man Depressionen wie Tumore am Bildschirm sichtbar machen.
Viellleicht dann werden sie für die Menschen greifbar und nicht nur ein Hirngespinst.
Eine Mutter sagte uns, erst als sie ihre Krankheit mit Schmerzen spürte, wurde sie für sie sichtbar. Vorher lebte sie immer auf der Überholspur und hatte Raubbau an sich selber begangen.

Aber sollten wir nicht alle auf unserer Spur fahren? Und mit unseren Tempo leben?
Warum müssen wir schneller fahren, als die Polizei erlaubt?

Kontakt: deprifrei@web.de
kepkezkem - 16. Dez, 10:44

Viele fahren zu schnell, weil die Gesellschaft (wie die Autobahn) ein Mindesttempo vorschreibt.

"Geistige" Krankheiten (darf man das so sagen?) sind eine Herausforderung auf Softwarebasis, mit der der Standard Hardwaretechniker natürlich nicht viel anfangen kann.
Wieso bekommt er kein schönes, buntes Bild, auf den Bildschirm, wenn doch die Graphikkarte ok ist? Ein neuer Treiber muss her...

Durch deine Schilderungen mit dieser Krankheit, die mich bisher weder betroffen, noch interessiert hatte, begann ich, mich ein wenig darüber zu informieren, da ich starke parallelen zwischen deinem Leben und Schilderungen zu einem guten Freund von mir fand.

Habe ich ihn damals nur als "faule Sau", die nicht bereit ist, was zu tun, sondern lieber den Tag mit sudern (raunzen, klagen) verbracht hat, gesehen, mache ich mir nun doch Sorgen.
Als ich ihn darauf hinwies, dochmal (wegen seiner Persönlichkeit) zum Arzt zu gehen, erhielt ich einen bösen Blick und "soll der mir etwa das Gehrin waschen? So bin ich nunmal und ich weiß eben, dass wirklich alles schlecht ist an der Welt - an mir liegts nicht)

So sitzt der gute Mann weiterhin daheim und bekommt nichts in den Griff - von Körperpflege bis zur Arbeitssuche - lieber schlafen und zwischendurch Geld, dass er nicht hat, Säckeweise beim Fenster hinauszuschmeißen (für Dinge, die wirklich nicht notwendig sind - besonders mit dieser finanziellen Situation)

Wobei ich nicht weiß, was ich nun von ihm halten soll - vlt. ist er tatsächlich nur zu bequem, etwas zu tun. (dann kein Mitleid, wenn er wieder mal am klagen ist)
Oder depressiv ohne Aussicht auf Hilfe - weil er selbst nicht dran glauben mag - dann wirds jedoch schwierig.

Gut, dass du es erkannt hast und damit umzugehen versuchst - die meisten möchten es selbst nicht akzeptieren erkrankt zu sein, oder auch nur die Möglichkeit einer solchen Krankheit in Betracht ziehen.

Schön auch, dass dir die Medis helfen.
Doch - wirst du dich nicht auch an diese Dosis wieder gewöhnen und diese steigern müssen? Gibts hier nicht auch mal eine Grenze, nach der nicht noch mehr geht?

deprifrei-leben - 16. Dez, 16:48

Ich weiss nicht wie weit ich die Grenzen verschieben kann, aber natürlich hat jede Manipulation ihre Grenzen.
Andererseits denke ich wirken die Medikamente auch so gut, weil ich in der Tagesklinik bin, weil ich mir Ziele setze und mehr im Hier und Jetzt lebe.

Dein Freund scheint schwer depressiv zu sein, viele lehnen Medikamente auch ab, weil sie denken, dass sie andere Menschen sonst werden. In Wirklichkeit verändert ihre Krankheit ihre Persönlichkeit und die Medikamente sind praktisch die Ersatzräder, damit die Karosserie wieder fahren kann.
Vielleicht könntest du ihn Informationsmaterial über Depris geben oder ihn von meinem Blog erzählen, so kann er sich gerne mit mir in Verbindung setzen.
kepkezkem - 18. Dez, 00:53

Danke für deine Vorschläge, jedoch ist er der Typ, der solche nicht annimmt.
Er ist wie er ist, so muss man ihn und sein Leben akzeptieren, ein Arzt, der ihn wieder auf die "rechte Bahn" bringen würde, würde sein Leben, seine Persönlichkeit ändern.
Hirnwäsche will er nicht... bla...
Er ist halt so...


Hast du schon mal versucht, einen schweren Alkohohiker (mit der Flasche in der Hand aufstehen, und mit einer solchen wieder schlafen gehen), zum Arzt oder gar auf "Entzug" zu bringen?
Ich hatte das (erfolglose) Vergnügen bereits vor einigen Jahren.

Genau so funktioniert es mit diesem Menschen und der Empfehlung, einen Arzt aufzusuchen.
Sinnlos.
Solang er es selbst nicht einsehen oder zu mindest in Betracht ziehen will.
momoseven - 16. Dez, 17:43

Lieber Roman,

ab morgen verschwinde ich für ein paar Wochen in der Psychosomatik, Du weisst sicher, wie ich mich fühle, eine Mischung zwischen Erleichterung und erhöhter Achtsamkeit, eine Befreiung vom: Reiss Dich doch endlich zusammen. Ich hätte es auch nicht länger geschafft, mich so mühsam zu beherrschen, meine Kraft ist erschöpft.
Dir wünsche ich, daß Du so weitermachen kannst, stetig Schritte vorwärts gehen kannst. Ich finde es toll, wie Du das hier durchziehst, auch ich versuche, mit meinem Hochsensiblenblog etwas mehr Verständniss bei den "normalen" Leuten zu schaffen, so wie Du es hier versuchst, für die Depression ein Verständniss zu schaffen. Ich finde das toll! Und mutig!
Sonst wäre ich nicht immer auch bei Dir dabei, fühle mit Dir, hoffe für Dich mit, daß Du zu einem würdigen, Deinen Fähigkeiten entsprechenden Leben findest!
Ganz liebe Grüsse von momoseven

deprifrei-leben - 16. Dez, 18:32

Also ich wünsche dir liebe Momoseven bereichernde und gesundheitlich besserende Wochen und ich hoffe, du schaust trotzdem mal in meinem Blog vorbei.
Ich habe mich schon manches Mal gefragt, ob nicht viele psychische Erkrankungen fast nur Hochsensible treffen. Vielleicht müssten Hochsensible lernen wie die "Gesunden" Mauern zu bauen, um nicht alles an sich ran zu lassen. Aber ich denke auch zu hohe Mauern können krank machen.

momoseven - 16. Dez, 18:55

Danke

für Deine lieben Wünsche! Klar gucke ich immer wieder bei Dir rein, zur Zeit bin ich halt seltener online.
Das mit den Mauern bauen versuche ich Zeit meines Lebens, ehrlichgesagt möchte ich aber lieber Brücken bauen, weil ich nicht glücklich sein kann, wenn andere gegen meine Mauern rennen müssen. Klar muss ich mich besser schützen, muss meine Sensibilität besser in den Griff kriegen, damit sie mir weniger "Nebeneffekte" wie Depris oder Herzstechen beschert, aber ich bin, wie ich bin, und ich möchte das Beste drausmachen, ich möchte nicht weniger sein, als ich bin.
Gute Wege in eine gute Zeit wünscht Dir momoseven
deprifrei-leben - 16. Dez, 18:58

Ich stelle mir vor, dass ich in einer Burg lebe und denen, die es verdient haben eine Hängebrücke ausfahre, damit sie mich besuchen und kennenlernen können.
Die anderen können gerne meine Burg belagern, aber sie werden sich die Zähne an mir ausbeissen. :-)

lovehunter - 16. Dez, 21:14

...solange dir vom 'Hirnviagra' nicht das Hirn steht, ist eh nix dagegen einzuwenden :-)...Spaß beiseite. Fein zu hören, dass es dir gut geht...

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Lebe glücklich! Ein Blog über das Leben mit Depressionen und Internetsucht. Ein junger Mann (38) schreibt über seine Erfahrungen mit Vorurteilen und Einsamkeit. Rechte bei Deprifrei.de

Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl

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