Heute war ich wieder bei meiner Selbsthilfegruppe Depression.
Seit längerem denke ich darüber nach, was mein Psychiater zu mir sagte. Er meinte, dass ich nicht sagen sollte, dass ich depressiv bin, sondern sagen sollte, dass es mir scheisse geht.
Ich sprach mit einer anderen Selbsthilfegruppenteilnehmerin über den Satz meines Psychiaters. Sie fand den Vorschlag des Psychiaters nicht schlecht, da es die Schärfe nimmt und mich mit anderen gleichstellt, denen es auch schlecht geht.
Zu oft fühlt man sich diesem Dämon Depression ausgeliefert. (Natürlich kann auch dieser Dämon mit entsprechenden psychologischen Werkzeugen der Schrecken genommen werden.) Früher wurde dieser Dämon von der katholischen Kirche mit Exorzismus ausgetrieben. In manchen Freikirchen wird bei seelischen Erkrankungen dieser Spass noch heute weiter geführt wie eine Anruferin bei Jürgen Domian (
http://domian.de ) erzählte. Sie verlor dadurch den Glauben an Gott und ihre Angsterkrankung wurde mit dieser Teufelsaustreibung auch nicht besser, eher das Gegenteil.
Es ist nicht leicht mit diesem Dämon fertig zu werden. Zu oft gibt man auf, statt gegen diese fundamentale Dunkelheit in der eigenen Seele anzukämpfen.
Der Buddhismus sagt aus, dass die fundamentale Dunkelheit einen daran hindert, die Buddhanatur in sich selber und in anderen zu sehen. Gerade die Depression trennt mich von anderen Menschen und vom Glück.
Im Moment habe ich wieder diese doofe Angewohnheit über zuviele Dinge in meinem Leben zu grübeln.
Ich habe in den letzen Tagen und Wochen über meine Tante Christa gegrübelt, über die ich auch ein Brandbrief in diesem Blog schrieb.
Gegrübelt habe ich auch über Gunnar, der mich immer vertröstete, wenn ich ihn nach einem Treffen fragte. Er behauptete mein Freund zu sein, aber ich fühlte von ihm keine Freundschaft. Er bemühte sich sehr selten, um mich. Meine Mutter meinte, dass dieser Kontakt für ihn eine Freundschaft sein könnte, aber nicht für mich sein müsste. Jeder Mensch definiert Freundschaft anders und mein Problem ist, dass ich dem Wort Freundschaft eine hohe idealistische Wertung gebe.
Freunde sind füreinander da. Freunde erkennt man im Unglück. Aber in meinem menschlichen Unglück ist er fast nie da. Ich stehe im Regen und lese seine leeren Worte, die er mir als Nachricht auf Studivz.net geschrieben hat.
Von Nadine habe ich auch lange nichts gehört. Ich hatte irgendwann keine Lust mehr, nur der aktive Part zu sein, der diese Freundschaft am Leben erhält.
Und während man sich da so reingrübelt geht es einem immer schlechter, da man sich in diese Gefühle von ungerechter Behandlung durch andere, immer mehr reinsteigert.
Meine Tante Christa war bestenfalls die Hintergrundmusik in meinem Leben und nie das Orchester wie mein Vater, meine Mutter oder andere Menschen.
Gunnars Bemühungen um die Freundschaft hielten sich seit Jahren in Grenzen, da über 90 Prozent der Kontaktierungen von mir ausgingen und er auch fast nie die Idee toll fand, wenn ich ihn treffen wollte.
Bei Nadine gab es immer unterschiedliche Phasen, wo der Kontakt mal enger, mal loser war, mal oberflächiger, mal tiefer...
Im Prinzip habe ich nur bei Nadine das Recht mich aufzuregen, da dort mehr Bindungskitt da war, weil wir uns recht oft gesehen hatten.
Über die anderen beiden rege ich mich vermutlich auf, weil ich zu hohe Erwartungen habe und nicht früher von diesem Scheiss loslassen konnte.
Ich erträume mir irgendwas und die Wirklichkeit sieht anders aus und ich will es nicht wahrhaben und renne gegen die Wand und bekomme meine Depris.
Die Teilnehmerin der Depressionsgruppe meinte, dass sie Grübeleien dadurch stoppt, dass sie bewusst an etwas anderes denkt.
Die Lösung ist sehr einfach, aber wie so oft zergrübeln wir uns die Birne und werden unglücklich dabei.
Wir sehen vor lauter Bäumen den Wald nicht.
Ich vermute meiner Tante, dem Gunnar und der Nadine geht es ziemlich am Arsch vorbei, ob ich an ihrer mangelnden Aufmerksamkeit leide.
Sie haben alle meine Aufmerksamkeit nicht verdient, weil sie mich unglücklich machen oder weil ich mich durch meine Gedanken über sie unglücklich mache.
Das Wichtigste bei jedem der eine seelische Erkrankung hat, ist die Gedanken- und Seelenhygiene.
Wenn wir beispielsweise nicht regelmässig unsere Toiletten putzen würden, dann würde es stinken und genauso ist es auch bei den Gedanken und der eigenen Seele.
Die Gedanken- und Seelenwelt eines jeden Menschen muss regelmässig geputzt werden.
Viele Menschen so wie ich werden seelisch krank, weil sie nicht wissen wie sie putzen sollen und welche Putzmittel helfen und ihrer Seele gut tun!
Kontakt: deprifrei@web.de