28
Mrz
2015

Co-Pilot Andreas L. brachte Germanwings-Flugzeug zum Absturz. Er soll wegen seinen Depressionen in Behandlung gewesen sein. Sind Depressive gefährlich?

Als vor einigen Tagen ein Flugzeug von Germanwings abstürzte, dachte ich an ein Unglück wie es überall auf der Welt geschieht. Ich dachte an menschliches oder technisches Versagen. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ein Co-Pilot die Maschine innerhalb von wenigen Minuten Richtung Erde bewegt, um Selbstmord zu begehen. Ich wunderte mich über das mediale Echo und wie Gauck schon zu dieser Zeit mit den Tränen kämpfte. Ich fragte mich, warum keiner Tränen hat bei 3000 Flüchtlingen die 2014 im Mittelmeer ertranken. 150 Menschen starben beim Flugzeugabsturz. Mehr als die Hälfte davon Deutsche, auch eine Opernsängerin aus meiner Stadt starb. Der Co-Pilot sperrte seinen Kapitän aus als er auf die Toilette ging. Der Kapitän hämmerte gegen die Tür, aber diese ist eine Sicherheitstür. Seit den 11. September 2011 sind die Türen so sicher, dass sogar Kleinkalibergewehre nicht die Tür durchdringen. Es soll kein Terrorist in das Cockpit eindringen. Ich will nicht wissen welche Panik den Kapitän ergriff. Ich will nicht wissen wie die Passagiere reagierten, als sie realisierten, dass sie in den französischen Bergen abstürzen werden.
Stefan Lange der ein Buch Suicide: Drei Monate und ein Tag [über Suizid und Depressionen schrieb, schrieb am 26 März auf Facebook: Sehr wahrscheinlich wird eine depressive Erkrankung der Grund sein. Sein Handeln, so unverständlich es auch ist und uns wütend macht, ist Teil der Erkrankung, die in diesem Moment dafür sorgt, dass man nicht mehr anders handeln kann.

Ich habe das selbst erlebt. In dieser Situation gibt es keine empathischen Empfindungen mehr, weder für sich selbst, noch für andere Menschen. Das ist schlimm, und in diesem Fall, bei dem unschuldige Menschen betroffen sind, fatal und sicher auch ungerecht.

Aber bevor "wir" auf den depressiven, egoistischen und rücksichtslosen Selbstmörder eindreschen, sollten wir uns auch bewusst machen, welche zerstörerische Macht Depressionen haben können.


Wie ich aus der Presse entnommen habe sieht es so aus als ob der Pilot tatsächlich unter Depressionen litt. Er soll trotz Krankschreibung geflogen sein. Seine Krankheit verheimlichte er vor seinen Arbeitgeber. Vielleicht war es auch die Angst, dass er durch seine psychische Erkrankung diskriminiert wird und weniger Aufstiegschancen im Beruf hätte.
Angeblich soll er Frust geschoben haben, dass er nie Kapitän werden kann und er soll Rache geschworen haben. Wenn man die Fotos von ihm sieht, sieht man einen gutaussehenden Mann mit sportlicher Figur. Auch soll er immer unauffällig gewesen sein. Das erinnert mich immer an den unauffälligen Serienmörder, der im Wald eine Frau vergewaltigt und dann die Kehle durchschneidet. Gerade dieses Unauffällige ist ja meistens das Auffällige an solchen Tätern.
Andererseits finde ich es schwierig diesen Piloten zu beurteilen, da wir immer noch wenig über ihn wissen. Wir urteilen und verurteilen schnell, wenn jemand nicht so agiert wie die Gesellschaft es will. Auch soll es eine Hassseite auf Facebook gegen den Selbstmörder geben. Aber was will man hassen? Er ist tot.
Ich denke wir sollten Mitgefühl auch für den Täter aufbringen. Ich denke, dass er einen Kurzschluss im Gehirn hatte und nicht mehr so frei handeln konnte wie wir es von einem gesunden Menschen erwarten. Mitgefühl zu entwickeln ist eine wichtige Entscheidung, damit wir alle miteinander besser und friedlicher auskommen. Das heißt nicht, dass wir den Täter entschuldigen.
Ich habe auch keine Ahnung, ob der Selbstmörder schuldfähig war. Normalerweise urteilen Gerichte über solche Täter. Aber der Täter ist tot und kein Gericht wird seine Schuldfähigkeit mehr überprüfen. Manchmal wäre ein Gerichtsprozess trotz toten Angeklagten nicht schlecht, um die Umstände die zu diesem Ereignis führten besser zu verstehen. Gerichte handeln nicht allein aus Emotionen, sondern aus Fakten.
Die Öffentlichkeit handelt aus Emotionen und verurteilt so einen Menschen und spricht ihm sicher auch die Menschenwürde ab.
Ich befürchte auch, dass Menschen mit Depressionen durch die Tat des Piloten in einem schlechten Licht gerückt werden. Selten nehmen aber Depressive andere mit in den Tod. Der erweiterte Suizid ist eher die Ausnahme. Ich würde auch nicht Menschen die gesundheitlich psychisch normal sind für gefährlich halten, weil im Nationalsozialismus schrecklich normale Menschen schreckliche Taten vollbrachten. Die wenigsten waren Psychopathen. Genauso sehe ich es bei Depressiven.
Einige Tage vor dem Absturz flog meine Mutter nach Polen zu ihrer Mutter. Ich rief sie an. Ich war so froh ihre Stimme zu hören. Kein Co-Pilot brachte sie zum Absturz.
Wir spielen im Leben jeden Tag Lotto und irgendeiner hat sechs Richtige und stürzt ab. Dabei ist das Fliegen in der Luft das sicherste Verkehrsmittel der Welt. Auch ich habe es schon genoßen in die Wolken zu schauen und das Gefühl zu haben, dass wir uns kaum fortbewegen. Die Zeit scheint folglich auch stehen zu bleiben. Und kaum bin ich am Ziel freue ich mich den Boden zu berühren.
Wir Menschen sind keine Vögel. Auch wenn wir immer wieder auf Twitter zwitschern und Gerüchte und Meinungen verbreiten.


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Suchtdruck am Wochenende

Wochenenden finde ich schrecklich. Da merke ich auch immer den Suchtdruck. Ich fühle mich einsam und verlassen.
Ich spüre bevor ich ins Internet gehe ein kribbeln in mir und eine Vorfreude auf mein digitales Suchtmittel. Dann gehe ich ins Internetcafe. Der Computer wird angemacht und ich gehe meistens auf Facebook oder auf eine Singlebörse wie Ktosexy.de
Ich schaue mir meine "Gefällt mir" Angaben für mein Portrait-Bild an und freue mich, wenn ich über 100 Kommentare bekomme und manche wie Nicole schreiben: "Dick hin dick her...finde der Charakter ist wichtig. ..und das Herz natürlich auch. ..manche Frauen sehen nur das äußere...was ich schade finde..die innere werte zählen. ..und tolles Foto von dir. .toll das du lächelst". Eine andere schreibt: "Bild schön, Mann schön! Und wer schreibt Dir denn vor, dass Du abnehmen musst? Vergiss den blöden Schlankheitswahn - ist total ungesund. Was soll ich mit einem Knochengerüst an meiner Seite? Das wäre ja schrecklich!" Solche Kommentare unter meinem Bild tun mir gut, da ich mittlerweile 120 Kilo auf 181 wiege. Früher hatte ich mehr Frauen gehabt die mich anlächelten und mittlerweile bin ich wohl mancher zu dick geworden. Ich habe einfach total innere Zweifel. Die Augenlider sind durch das Dickwerden ebenfalls fetter geworden. Sie sind zu asiatischen Schlitzaugen geworden. Als Jugendlicher hatte ich Manga-Augen. Das fiel mir auf als ich im Ein-Euro-Job Mangas zeichnete und an eine Fotografie von mir als Jugendlicher nachdachte. Heute denke ich, dass ich damals verdammt geil aussah, aber ich das selbst gar nicht wahrnahm. Ich war schlank und schön. Viele Mädels lächelten mich an, aber ich dachte negativ über mich. Das waren schon die Vorboten meiner Depression. Meine Selbstwahrnehmung war verzerrt.
Ich hatte keine guten Freunde. Die Lehrer und Schüler verstanden mich nicht. Mancher mobbte mich ein wenig. Ich kam mir wie ein Alien vor.
Ich zog mich zurück in meine Fernsehwelt und schaute Talkshows wie Hans Meiser.
Das Internet gab es in meiner Jugend noch nicht. Ich konnte im Netz noch keine gleichgesinnte Depressive treffen. Ich dachte, dass ich der einzige auf diesem Planeten sei, der so fühlte und dachte. Depressionen waren in den 90er Jahre noch kaum im öffentlichen Bewusstsein und meistens hatte alles eine negative Färbung. Man sagte auch so schön: "Der oder die hat eine Schraube locker."
Verhaltensauffällige wollte man meisten auf eine Sonderschule loswerden, so wie mich. Aber meistens steckte da eine nicht behandelte psychische Erkrankung dahinter, die einen komisch und sonderbar machte.
Das Internet steckte in den Kinderschuhen und ich hatte niemanden der mein Schicksal von "Schraube locker" teilte. Heute habe ich viele Facebookfreunde, die auch depressiv sind und ich kann mich austauschen und ich bekomme positives Feedback. Aber in den 90er Jahren war ich ein Alien und ich kannte nicht die anderen Aliens. Es ist schlimm der einzige Alien auf Mutter Erde zu sein. Heute kenne ich sogar in meinem realen Leben Aliens. Und ich kenne andere Internetsüchtige. Diese Zeit in der wir leben ist durch lose Bindungen gekennzeichnet. Wahre Freundschaften sind rar. Die wahre Liebe ist ein Lottogewinn.
Das Internet lässt das Wochenende erträglicher werden. Ich bin nicht alleine. Ich kann meine Gedanken und Gefühle in Facebook posten und bekomme Resonanz. Ich genieße das sehr. Durch das Internet fühle ich mich nicht als Alien und nicht von der Menschheit getrennt. Wir leben in einem digitalen Dorf. Ich bin die Generation zwischen Digitalen Eingeborenen und den Zugezogenen. Ich nutzte die Möglichkeiten der neuen Zeit und sei es onlinesüchtig zu werden. Jetzt bin ich in ambulanter Gruppentherapie. Mal schauen, ob ich das neue Medium in den Griff kriege und kontrollierter surfen kann.
Eine Teilnehmerin bei der Gruppentherapie sagte mir, dass ich Facebook deaktivieren, aber nicht löschen kann. Zum löschen bräuchte ich einen Anwalt.
Ich bin immer stärker der Meinung, dass Facebook uns süchtig machen will, so wie früher die Zigarettenindustrie.
Gewiss arbeiten Psychologen daran, dass das Belohnungszentrum im limbischen System von den Nutzern des Sozialen Netzwerkes angekurbelt wird.
Wer stoppt diese Sucht-Optimierer?



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Lebe glücklich! Ein Blog über das Leben mit Depressionen und Internetsucht. Ein junger Mann (38) schreibt über seine Erfahrungen mit Vorurteilen und Einsamkeit. Rechte bei Deprifrei.de

Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl

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