23
Apr
2012

Mit Humor tarne ich meine Krankheit. Den DIN-Norm-Depressiven gibts nicht

Vor über zwei Woche besuchte ich meinen Psychiater. Ich wollte mir eine Einweisung für die Tagesklinik besorgen, da es mir seit dem Ende meiner Umschulung immer dreckiger ging. Ich erzählte ihm von meinen negativen Erfahrungen mit Orthopäden. Und er meinte, dass ihm als Arzt auch sowas wiederfahren war. Wir lachten. Ich erzählte ihm, dass ich gerade unter Depressionen leide und er meinte, dass es mir nur sehr schlecht ginge und ich mich hinter meiner Kranheit verstecken würde. Ein beliebter Vorwurf, vorallem bei psychisch Kranken. Der Kranke wird schuldig gesprochen, er ist ja selbst an seiner Situation schuld. Auch erzählte er mir, dass ich jetzt einen Krankheitsgewinn habe. Der Krankheitsgewinn ist eher Minimal, das Defizit viel höher. Ohne Depressionen hätte ich längst einen guten Job, dadurch viel Geld und mehr Selbstbewusstsein. Das Selbstbewusstsein hätte dazu geführt, dass ich lockerer wäre und dadurch hätte ich viel mehr Schnecken checken können. Auch meine Sexbilanz wäre viel besser ausgefallen. Im Moment habe ich nur mich, eine sehr un(befriedigte) Situation ;-).
An dem Tag war ich leider nicht total depressiv. Ich kann wunderbar meine Krankheit mit Witzen, guter Laune und Redegewandtheit tarnen. Wenn ich mich depressiv gebe und meine Maske fallen lasse, dann komme ich irgendwann bei anderen nicht mehr an, was zu noch mehr Isolation führen würde. Je humorvoller ich werde, desto schlechter gehts mir. Humor schafft für einige Augenblicke Distanz zum eigenen beschissenen Leben. Mein Psychiater hat seit Jahren meine Maske nicht durchschaut. Er sieht nur einen einigermaßen gesund wirkenden jungen Mann, der auch noch lachen kann, wenn es einem eigentlich nicht zu lachen ist. Depressive dürfen nicht lachen, dass ist ihnen strengstens verboten. Depressive müssen eine starre Mimik haben, am besten tote Auge und langsam monoton sprechen. Aber es gibt nicht den DIN-Norm-Depressiven. Jede Krankheit wirkt sich auf den Einzelnen unterschiedlich aus. Aber die Gesellschaft und selbst Ärzte stellen Normen auf wie ein Kranker sich zu verhalten hat, damit er als solcher anerkannt wird.

Der Arzt gab mir doch die Überweisung für die Tagesklinik. Zähneknirschend gab er mir Valdoxan 25mg, damit ich besser einschlafen kann. Es wirkt auch antidepressiv, aber diese Wirkung habe ich bisher nicht bei mir festgestellt. Er meinte auch, dass ich keine Schlafstörungen hätte, obwohl dies bei der Krankheit weit verbreitet ist. Die Schlafstörung führt dazu, dass ich sehr spät einschlafe und dadurch mein Tagesrhythmus durcheinander kommt. Wenn ich wieder meine Umschulung beginnen würde, wäre es noch wichtiger gut einzuschlafen und nicht nach 2 Uhr nachts. Und ich muss das Einschlafen schon jetzt üben, um das Problem nicht später zu haben. Ich muss viel tun, dass ich weiter im Gleichgewicht mit mir selbst lebe und nicht vom Seil falle.


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Fritz (Gast) - 24. Apr, 10:37

Deine Umschulung ist beendet, warum gehst du nicht arbeiten?

deprifrei-leben - 24. Apr, 18:06

Ich habe schon gestern gemerkt, dass das viele Texte tippen meiner Schulter geschadet hat. Ich bin wieder in den Sog der Schreiberei gefallen. Die meisten Jobs haben was mit Handarbeit zu tun und so würde meine Sehnenscheidenentzündung nie abheilen. Aus dem Grund habe ich ja die Umschulung unterbrochen.
Fritz (Gast) - 25. Apr, 07:25

Seit wann kann man eine Umschulung unterbrechen? Die ist dann jetzt wohl aus gesundheitlichen Gründen beendet worden.

Dann solltest du jetzt mal deine Schulter richtig behandeln lassen und dann eine neue starten.
Moni (Gast) - 3. Nov, 14:09

Danke

Hallo,

ich lese grad zum ersten Mal hier und bin sehr foh darüber! Bislang habe ich niemanden gefunden, nie gelesen, dass jemand - genau wie ich - die Depries mit humor üespielt! Das mache ich auch seit Jahren!!! Immer, wenn es mir schlecht geht, ich aber "unter Menschen" muss (die ich sonst eher meide), spiele ich die charmant-witzige...
Ich wünsche dir, die nötige Kraft, das Leben mit Depries zu meistern. Habe selber seit 1998 Depries und komme jetzt wieder in eine Klinik...

Moni

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Lebe glücklich! Ein Blog über das Leben mit Depressionen und Internetsucht. Ein junger Mann (38) schreibt über seine Erfahrungen mit Vorurteilen und Einsamkeit. Rechte bei Deprifrei.de

Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl

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