"Vergebung ist der Samen des Friedens"
Jede Woche gehe ich zu einem christlichen Studententreff. Bis vor ungefähr einem Monat hatten wir eine Studentin in unseren Reihen, die in Deutschland als Austauschstudentin war. Sie studierte hier Germanistik, um es in Syrien als Lehrerin eines Tages den Menschen beizubringen. Ihre Mutter war Deutsche, ihr Vater Syrer. Sie war eine sehr freundliche Person, die immer ein Lächeln auf den Lippen trug. Sie stammte aus der Stadt Homs, die im Moment stark umkämpft ist. Die Freie Syrische Armee will Syrien aus der Diktatur Assads befreien. Ob dann eine Demokratie folgt, das weiß niemand. So oft kommt nach dem Bürgerkrieg eine andere Diktatur, und die alten Ideale werden verraten. Das weiß man auch von der französischen Revolution 1789. Ich drückte ihr mein Missfallen über Assad aus, aber sie verteidigte ihn. Sie meinte, das, was im Westen berichtet wäre falsch, und die Aufständischen wären Terroristen. Sie gehörte zur christlichen Minderheit in diesem Land, und wie ich aus den Medien erfuhr, schürte Assad die Angst der Christen, dass die Aufständischen Islamisten wären, die einen fundamentalistischen Gottesstaat errichten wollen. Assad selbst gehört zu den Aleviten, die nur 10% der Bevölkerung ausmachen und den Staat beherrschen. In einer anderen Woche, als sie nicht dort war, erzählte ich über meinen Bulgarien-Urlaub und wie billig alles wäre. Einer der anderen Studenten sagte, dass Maria, die Syrerin, erzählt hatte, dass Taxifahren in Damaskus nur ein paar Cent kosten würde und das Land total billig wäre. Ich antwortete etwas trocken, dass es die Kugeln sogar umsonst gäbe. Manche Demonstranten wurden von den Sicherheitskräften zu dieser Zeit niedergeschossen. Zu dem Zeitpunkt stand Syrien kurz vor dem Bürgerkrieg. Ein anderer Student erschrak sich über meinen Satz und sagte mir, dass er froh sei. dass Maria gerade nicht dabei war. Ich musste irgendwie höllisch lachen. Manchmal muss ich einfach die Wahrheit sagen! Das macht einen natürlich nicht immer beliebt. Kurze Zeit später reiste Maria nach Syrien aus und wir machten uns Sorgen um sie. Wie wir später aus den Nachrichten sahen, wurde Homs beschossen. Maria berichtete einem anderen Studenten, dass sie Angst vor Entführung hätte und ihre Familie ihr Haus nicht mehr verlassen würde. Jede Woche beteten wir für das Wohl ihrer Familie und dass sie wohlbehalten rauskommt. Einige Wochen hörten wir gar nichts von ihr. Wir wussten nicht, ob sie aus Homs flüchten konnte. Letzte Woche haben wir erfahren, dass sie und ihre Familie in Damaskus wohlbehalten angekommen sind. Wie ich aus den Medien weiß, ist Damaskus noch nicht umkämpft. Sie will jetzt wieder nach Deutschland zurückkehren, um ihr Studium hier fortzusetzen. Natürlich beten wir auch für Frieden in Syrien. Immer wieder hört man von Massakern und Folter. Eine Holocaust-Überlebende sagte einmal, dass Vergebung der Samen des Friedens wäre. Dieser Samen muss noch in Syrien gesät werden!
Vor etwa einem Jahr begann der arabische Frühling zu blühen. Menschen entdeckten ihre Menschenrechte und demonstrierten gegen Korruption, Folter und Willkür. Sie träumten wie die Menschen in der DDR 1989 von Freiheit. (Damals reiste ich als Kind mit meinem Vater in die DDR und ich spürte den Frühling in der zu Ende gehenden Diktatur. Menschen träumten von Wohlstand und Bananen und wollten in ihrem Land mitbestimmen. Ich fühle immer noch diese Leichtigkeit der damaligen Zeit, als hätten alle Menschen Schmetterlinge in ihrem Bauch, wie frisch Verliebte.)Doch manche arabische Despoten wollten nicht mitträumen, und sie knüppelten und schossen diesen Traum nieder. Bürgerkriege entstanden, z. B. in Libyen und jetzt in Syrien. Ist der arabische Frühling jetzt zu Eis gefroren und der Winter in die Herzen der Menschen eingekehrt? Auch die Rebellen in Libyen hatten die Folter und den Massenmord für sich entdeckt. Sehen sie jetzt genauso hässlich und empathielos aus wie Gaddafi? Wird dasselbe in Syrien geschehen?
Kontakt: deprifrei @web.de
http://facebook.com/deprifrei
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Vor etwa einem Jahr begann der arabische Frühling zu blühen. Menschen entdeckten ihre Menschenrechte und demonstrierten gegen Korruption, Folter und Willkür. Sie träumten wie die Menschen in der DDR 1989 von Freiheit. (Damals reiste ich als Kind mit meinem Vater in die DDR und ich spürte den Frühling in der zu Ende gehenden Diktatur. Menschen träumten von Wohlstand und Bananen und wollten in ihrem Land mitbestimmen. Ich fühle immer noch diese Leichtigkeit der damaligen Zeit, als hätten alle Menschen Schmetterlinge in ihrem Bauch, wie frisch Verliebte.)Doch manche arabische Despoten wollten nicht mitträumen, und sie knüppelten und schossen diesen Traum nieder. Bürgerkriege entstanden, z. B. in Libyen und jetzt in Syrien. Ist der arabische Frühling jetzt zu Eis gefroren und der Winter in die Herzen der Menschen eingekehrt? Auch die Rebellen in Libyen hatten die Folter und den Massenmord für sich entdeckt. Sehen sie jetzt genauso hässlich und empathielos aus wie Gaddafi? Wird dasselbe in Syrien geschehen?
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deprifrei-leben - 5. Mär, 13:57
Zu Syrien muss man noch sagen, das ca. die hälfte der Bevölkerung für Assad ist. Warum auch immer.