Ich selbst war auch Angehörige. Es ist verdammt schwer und bringt einen an seine Grenzen. Auch bei mir war es so, dass ich in eine Rolle gedrängt wurde, die ich nicht ausfüllen wollte und konnte. Abgrenzung innerhalb der Beziehung war nicht möglich. Der Wunsch danach wurde nicht verstanden.
In der Regel ist es so, dass der gewünschte Selbstmord Anderen nicht mitgeteilt wird. Und sollte dies doch so sein, so kann man ihn in der Regel nicht davon abbringen.
Zwangseinweisungen wegen Eigen- oder Fremdgefährdung - so wurde es mir gesagt - sind heutzutage nicht mehr möglich bzw. nur unter erschwerten Bedingungen.
Mein Mann war manisch-depressiv mit schizophrenen Anteilen - mit einem extremen Krankheitsverlauf. Auch in seiner stärksten depressiven Phase war er durchaus noch in der Lage zur Arbeit zu gehen. Wie Du schon schriebst, Depressionen bedeutet nicht (immer) schlafen und nichts tun. Und wenn dem so sein sollte, so hat es nichts mit faulsein zu tun, sondern mit Antriebsschwäche. Wer diese noch nicht erlebt hat, kann eigentlich nicht mitreden.
nehalenia (Gast) - 8. Apr, 23:32
"Wenn der Helfer ausgebrannt ist, ist niemanden geholfen.
Der Kranke ist oft nicht in der Lage diese Distanz aufzubauen, da er wie jemand ist, der sich wie ein Ertrinkender am anderen festhält."
Genau das sind die Punkte: die Partnerin ist Partnerin und nicht Helferin. Helfen können setzt eine gewisse Krankheitseinsicht und vor allem den Willen des Kranken voraus, etwas ändern zu wollen. Wird jeder Therapeut bestätigen. Bei Paranoia so gut wie nie vorhanden. Allerdings kenne ich genügend Depressive, bei denen ebenso kein Wille zu Veränderung da ist.
"Wie ein Ertrinkender"... genau - so fühlte ich mich und wäre fast mit ertrunken. Klammert sich ein Ertrinkender an den Retter, so wird dieser den Ertrinkenden tendenziell K.O schlagen, damit nicht beide ertrinken. Und genau das wird von Angehörigen nicht gefordert.
Ich glaube auch (wie Kamahari), dass ab einem gewissen Krankheitsverlauf man sich als Partner nicht mehr abgrenzen kann. Erstens ist man ja emotional tief verbunden, zweitens kommen psychische Krankheiten meist schleichend. Ich hatte mich in einen gesunden Menschen verliebt und ganz schleichend erkrankte er. Weißt du, wie lange es dauert, bis man so was erkennt? Du schreibst über dich selbst, es dauerte, bis ein Name gefunden wurde. Und erkennt man es, ist man schon mitten im System und in einer Rolle, wo man sich nicht mehr abgrenzen kann.
Ich ziehe meinen Hut vor jedem Angehörigen, dessen Partner psychisch erkrankt ist und die Situation mittragen kann. Ich konnte es nicht. Ich war trotz wirklichem Wollen nicht zu "mehr" in der Lage. Trennung war die Konsequenz und ich hatte Jahre das Gefühl, persönlich gescheitert zu sein. Mittlerweile nicht mehr...
Warum ich das alles schreibe? Ich war schockiert, wie wenig Unterstützung es für Angehörige gibt. Ich finde es wirklich gut, dass schön langsam ein Betreuungssystem für psychisch Erkrankten bildet (ob gut oder nicht - es ist mal ein Anfang). Und ich finde es gut, dass psychische Erkrankungen "gesellschaftsfähig" werden (ich meine, man wird nicht mehr automatisch ausgegrenzt). Aber ich verteidige vermutlich aufgrund meiner Geschichte automatisch die Sicht der Angehörigen, wenn ich wo lese, wie man sich doch idealerweise als Angehöriger in diesen Konstellationen verhalten soll. Und ich glaube, den wenigsten ist bewußt, was Angehörige durchmachen.
Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl
In der Regel ist es so, dass der gewünschte Selbstmord Anderen nicht mitgeteilt wird. Und sollte dies doch so sein, so kann man ihn in der Regel nicht davon abbringen.
Zwangseinweisungen wegen Eigen- oder Fremdgefährdung - so wurde es mir gesagt - sind heutzutage nicht mehr möglich bzw. nur unter erschwerten Bedingungen.
Mein Mann war manisch-depressiv mit schizophrenen Anteilen - mit einem extremen Krankheitsverlauf. Auch in seiner stärksten depressiven Phase war er durchaus noch in der Lage zur Arbeit zu gehen. Wie Du schon schriebst, Depressionen bedeutet nicht (immer) schlafen und nichts tun. Und wenn dem so sein sollte, so hat es nichts mit faulsein zu tun, sondern mit Antriebsschwäche. Wer diese noch nicht erlebt hat, kann eigentlich nicht mitreden.
Der Kranke ist oft nicht in der Lage diese Distanz aufzubauen, da er wie jemand ist, der sich wie ein Ertrinkender am anderen festhält."
Genau das sind die Punkte: die Partnerin ist Partnerin und nicht Helferin. Helfen können setzt eine gewisse Krankheitseinsicht und vor allem den Willen des Kranken voraus, etwas ändern zu wollen. Wird jeder Therapeut bestätigen. Bei Paranoia so gut wie nie vorhanden. Allerdings kenne ich genügend Depressive, bei denen ebenso kein Wille zu Veränderung da ist.
"Wie ein Ertrinkender"... genau - so fühlte ich mich und wäre fast mit ertrunken. Klammert sich ein Ertrinkender an den Retter, so wird dieser den Ertrinkenden tendenziell K.O schlagen, damit nicht beide ertrinken. Und genau das wird von Angehörigen nicht gefordert.
Ich glaube auch (wie Kamahari), dass ab einem gewissen Krankheitsverlauf man sich als Partner nicht mehr abgrenzen kann. Erstens ist man ja emotional tief verbunden, zweitens kommen psychische Krankheiten meist schleichend. Ich hatte mich in einen gesunden Menschen verliebt und ganz schleichend erkrankte er. Weißt du, wie lange es dauert, bis man so was erkennt? Du schreibst über dich selbst, es dauerte, bis ein Name gefunden wurde. Und erkennt man es, ist man schon mitten im System und in einer Rolle, wo man sich nicht mehr abgrenzen kann.
Ich ziehe meinen Hut vor jedem Angehörigen, dessen Partner psychisch erkrankt ist und die Situation mittragen kann. Ich konnte es nicht. Ich war trotz wirklichem Wollen nicht zu "mehr" in der Lage. Trennung war die Konsequenz und ich hatte Jahre das Gefühl, persönlich gescheitert zu sein. Mittlerweile nicht mehr...
Warum ich das alles schreibe? Ich war schockiert, wie wenig Unterstützung es für Angehörige gibt. Ich finde es wirklich gut, dass schön langsam ein Betreuungssystem für psychisch Erkrankten bildet (ob gut oder nicht - es ist mal ein Anfang). Und ich finde es gut, dass psychische Erkrankungen "gesellschaftsfähig" werden (ich meine, man wird nicht mehr automatisch ausgegrenzt). Aber ich verteidige vermutlich aufgrund meiner Geschichte automatisch die Sicht der Angehörigen, wenn ich wo lese, wie man sich doch idealerweise als Angehöriger in diesen Konstellationen verhalten soll. Und ich glaube, den wenigsten ist bewußt, was Angehörige durchmachen.