Du willst wissen, wie Angehörige mit psychisch Kranken umgehen? Ich hab Erfahrung als Angehörige mit Paranoia. Ganz ehrlich? Es war ein Albtraum, der mir wie gefühlte 50 Jahre vorkam. Ich hab 3 Jahre durchgehalten und dann wär ich selbst fast in den Abgrund gestürzt (mir wurde Erschöpfungsdepression diagnostiziert). Ich war fahrig, zittrig, bleich, lachte nicht mehr. Aber das war die Beschreibung, wie ich mich fühlte, nicht wie ich mit meinem Mann umging.
Ich versuchte alles. Von verständnisvoll bis "unter Druck" setzen. Ich war bei Psychologen, Psychiater, versuchte ihn zur Therapie zu bewegen (finanziell wäre es kein Thema gewesen). Ewiglange Diskussionen, Selbstmorddrohungen. Ich hatte versucht, so zu reagieren, wie du es dir wünscht. Versuch mal, einen 85 kg Mann zu umarmen, wenn er um sich schlägt. Versuch mal, jemanden wegen Selbstgefährdung und Fremdgefährdung einliefern zu lassen. Das klappt, doch in der Beobachtungswoche passiert nichts, außer Beobachtung. Wir "spielten" das mehrmals. Irgendwann konnte ich nicht mehr verständnisvoll umgehen, wurde selbst verzweifelt und weinte wochenlang nur mehr bei jedem Gespräch darüber. Ich nahm ab (unter 50kg), war kaum mehr fähig, meinem Job nachzugehen. Ich stumpfte irgendwann ab...
Ich habe als Angehörige versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihm zu helfen, um informiert zu sein, um "richtig" zu reagieren. Ich war nicht mehr Ehefrau, sondern übernahm unbewußt eine Rolle, die ich niemals ausfüllen konnte.
In meinem Job war ich einige Male mit Selbstmord"äußerungen" konfrontiert - als Kollege, Freundin und Co. war ich wesentlich leichter in der Lage, verständnisvoll und einfühlsam zu reagieren. Das ist nämlich zeitlich begrenzt - als Partnerin geht das aber ohne Pause...
Als mir dagegen die Erschöpfungsdepression diagnostiziert wurde, war das hilfreichste Verhalten nicht das einfühlsamste. Meine Schwester drängte mich äußerst provokant, mir endlich Hilfe zu holen. Ich war zwar wochenlang eingeschnappt, aber ich tat es schlußendlich... wohl ihretwegen, weil sie sagte, sie finde überhaupt keinen Zugang mehr zu mir und wäre wie eine Fremde. Das schockierte mich so sehr und rüttelte mich wach.
Interessant dein Text aus der Sicht einer Angehörigen.
Ich kann dies alles nachvollziehen. Meine Mutter und ich machen im Moment auch so etwas durch.
Wir versuchen einen Weg zu finden, ein richtiges Maß zwischen Nähe und Distanz aufzubauen, um uns gegenseitig helfen zu können.
Letztens habe ich mit meinem Betreuer und meiner Mutter darüber gesprochen.
Wir haben uns jetzt darauf geeinigt, dass ich meine Mutter weniger zur Zeit sehe und wir mehr telefonieren.
Ich glaube du hättest öfters eine Auszeit nehmen müssen. Ich denke auch einen psychisch Kranken kannst du klar machen, dass du mal Distanz brauchst, um ihn helfen zu können.
Wenn der Helfer ausgebrannt ist, ist niemanden geholfen.
Der Kranke ist oft nicht in der Lage diese Distanz aufzubauen, da er wie jemand ist, der sich wie ein Ertrinkender am anderen festhält.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sowas jemanden überfordert.
Aber ich denke eine Partnerschaft zwischen einer Gesunden und einem Kranken muss nicht zwangsläufig scheitern, da kenne ich auch andere Beispiele.
Fazit: Auch der Gesunde muss sich abgrenzen können, um gesund zu bleiben.
Zu Nanany:
Ich habe geschrieben, dass viele sich was falsches unter Depressionen vorstellen und damit meine ich nicht alle!
Zu Ohro:
Wenn es mir im Moment einigermaßen gut geht, warum soll ich dann nicht viel schreiben?
Die Krankheit ist nicht ganz weg, was ich daran merke, dass mir das Aufräumen schwer fällt, aber ansonsten kriege ich die meisten Dinge geregelt z. B. Freunde besuchen, einkaufen, Körperhygiene...
Bei der Depression gibt es leichte, mittlere und schwerere Verläufe. Im Moment stecke ich eher in der leichten Depression, wo ich noch recht viel selbst machen kann.
Mein Text über den Klischee-Depressiven war auch auf dich bezogen, da du anscheinend dir vorstellst, dass alle Depressiven gleich funktionieren, aber jeder Mensch ist individuell und daher äußert sich die Krankheit auch bei jedem anders.
Der eine kann in dem Krankheitszustand noch aufräumen, der andere kann z. B. noch schreiben, weil ihm das noch viel gibt.
Die Normalos vereinfachen gerne vieles, aber diese Krankheit ist viel komplexer, als sich viele vorstellen können.
Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl
war Angehörige
Ich versuchte alles. Von verständnisvoll bis "unter Druck" setzen. Ich war bei Psychologen, Psychiater, versuchte ihn zur Therapie zu bewegen (finanziell wäre es kein Thema gewesen). Ewiglange Diskussionen, Selbstmorddrohungen. Ich hatte versucht, so zu reagieren, wie du es dir wünscht. Versuch mal, einen 85 kg Mann zu umarmen, wenn er um sich schlägt. Versuch mal, jemanden wegen Selbstgefährdung und Fremdgefährdung einliefern zu lassen. Das klappt, doch in der Beobachtungswoche passiert nichts, außer Beobachtung. Wir "spielten" das mehrmals. Irgendwann konnte ich nicht mehr verständnisvoll umgehen, wurde selbst verzweifelt und weinte wochenlang nur mehr bei jedem Gespräch darüber. Ich nahm ab (unter 50kg), war kaum mehr fähig, meinem Job nachzugehen. Ich stumpfte irgendwann ab...
Ich habe als Angehörige versucht, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihm zu helfen, um informiert zu sein, um "richtig" zu reagieren. Ich war nicht mehr Ehefrau, sondern übernahm unbewußt eine Rolle, die ich niemals ausfüllen konnte.
In meinem Job war ich einige Male mit Selbstmord"äußerungen" konfrontiert - als Kollege, Freundin und Co. war ich wesentlich leichter in der Lage, verständnisvoll und einfühlsam zu reagieren. Das ist nämlich zeitlich begrenzt - als Partnerin geht das aber ohne Pause...
Als mir dagegen die Erschöpfungsdepression diagnostiziert wurde, war das hilfreichste Verhalten nicht das einfühlsamste. Meine Schwester drängte mich äußerst provokant, mir endlich Hilfe zu holen. Ich war zwar wochenlang eingeschnappt, aber ich tat es schlußendlich... wohl ihretwegen, weil sie sagte, sie finde überhaupt keinen Zugang mehr zu mir und wäre wie eine Fremde. Das schockierte mich so sehr und rüttelte mich wach.
Ich kann dies alles nachvollziehen. Meine Mutter und ich machen im Moment auch so etwas durch.
Wir versuchen einen Weg zu finden, ein richtiges Maß zwischen Nähe und Distanz aufzubauen, um uns gegenseitig helfen zu können.
Letztens habe ich mit meinem Betreuer und meiner Mutter darüber gesprochen.
Wir haben uns jetzt darauf geeinigt, dass ich meine Mutter weniger zur Zeit sehe und wir mehr telefonieren.
Ich glaube du hättest öfters eine Auszeit nehmen müssen. Ich denke auch einen psychisch Kranken kannst du klar machen, dass du mal Distanz brauchst, um ihn helfen zu können.
Wenn der Helfer ausgebrannt ist, ist niemanden geholfen.
Der Kranke ist oft nicht in der Lage diese Distanz aufzubauen, da er wie jemand ist, der sich wie ein Ertrinkender am anderen festhält.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sowas jemanden überfordert.
Aber ich denke eine Partnerschaft zwischen einer Gesunden und einem Kranken muss nicht zwangsläufig scheitern, da kenne ich auch andere Beispiele.
Fazit: Auch der Gesunde muss sich abgrenzen können, um gesund zu bleiben.
Zu Nanany:
Ich habe geschrieben, dass viele sich was falsches unter Depressionen vorstellen und damit meine ich nicht alle!
Zu Ohro:
Wenn es mir im Moment einigermaßen gut geht, warum soll ich dann nicht viel schreiben?
Die Krankheit ist nicht ganz weg, was ich daran merke, dass mir das Aufräumen schwer fällt, aber ansonsten kriege ich die meisten Dinge geregelt z. B. Freunde besuchen, einkaufen, Körperhygiene...
Bei der Depression gibt es leichte, mittlere und schwerere Verläufe. Im Moment stecke ich eher in der leichten Depression, wo ich noch recht viel selbst machen kann.
Mein Text über den Klischee-Depressiven war auch auf dich bezogen, da du anscheinend dir vorstellst, dass alle Depressiven gleich funktionieren, aber jeder Mensch ist individuell und daher äußert sich die Krankheit auch bei jedem anders.
Der eine kann in dem Krankheitszustand noch aufräumen, der andere kann z. B. noch schreiben, weil ihm das noch viel gibt.
Die Normalos vereinfachen gerne vieles, aber diese Krankheit ist viel komplexer, als sich viele vorstellen können.