Der Amoklauf von Winnenden und Wendlingen
Immer wieder lese oder höre ich, dass es für den Amoklauf keine Erklärung gibt, meine ist einfach und einleuchtend: Waffen gehören nicht nach Hause!
Sie sind kein Spielzeug!
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deprifrei-leben - 15. Mär, 20:40
Das, was du hier schreibst, ist allerdings auch keine Erklärung. Natürlich hast du Recht, dass Waffen nicht nach Haus gehören usw. usf. Vielleicht hast du sogar in dem Sinne Recht, dass dieser spezielle Amoklauf nicht stattgefunden hätte, wenn der Täter nicht so leicht an eine Waffe hätte kommen können, letztlich ist das aber reine Spekulation. (Da er den Berichten zufolge ziemlich wohlhabend war, hätte er sich auch eine Kanone ganz einfach illegal besorgen können... Wo ein Wille, da ist auch ein Weg.)
Es gibt letztlich immer nur die individuelle Erklärung. Alles, was diese Täter gemeinhin vorher konsumiert haben (bestimmte Spiele, Musik und Filme) haben abermillionen andere auch konsumiert, ohne Amok zu laufen. (Und das gilt ganz genau so für alles, was ihnen an Widerlichkeiten im Leben widerfahren sein mag.)
Im Grunde ist es doch so: Alles, was denkbar und dann auch real möglich ist, wird irgendwann mal in die Tat umgesetzt. Und wenn es erstmal einen Präzedenzfall gab, der dann, wie es heutzutage eben ganz leicht möglich ist, auf jede beliebige Weise kommuniziert werden kann, entsteht eine Art Pfad, den auch andere beschreiten.
Ich denke, es ist ganz banal: Es gab und gibt immer einzelne Individuen, die etwas tun, was bei allen anderen wenn überhaupt, dann nur in der Phantasie geschieht.
Beispielhaft dargestellt findet sich dieses Phänomen in Dostojevskijs "Die Brüder Karamasow". Da geht es um den Mord am Vater, der ein echtes Ekelpaket ist. Der erste Bruder, der ein richtig guter Mensch ist und niemandem den Tod wünscht, hätte in manchen Augenblicken nichts dagegen, wenn dieser Vater nicht mehr leben würde. Der zweite Bruder, ein ziemlich leidenschaftlicher Typ, denkt öfter darüber nach, den Vater zu beseitigen. Der dritte Bruder plant gar, den Alten aus dem Weg zu räumen. Der Vierte schließlich tut es dann...
Was ich an dem Medienzirkus so schrecklich finde wie bestimmte Journalisten solche Themen ausschlachten und jedes unappetitliche Detail an die Öffentlichkeit zerren.
Es reicht nicht zu sagen, der Amokläufer hat so und so viele getötet, dann wird auch noch beschrieben wie er es gemacht hat, dass er die Leute durch Kopfschüsse hingerichtet hat.
Der Täter wird zu sehr in den Mittelpunkt gezerrt, das Leid der Opfer ist für die Medien nur Kulisse wie die Zuschauerränge in den Fussballstadions.
Und wir schauen uns das Schlachtfeld an und können nicht wegblicken, weil es unsere niederen Instinkte befriedigt, aus sicherer Distanz dieses Leid zu beobachten.