Noch trägt der Wind die radioaktive Wolke aufs Meer. Aber wie lange noch?
Eigentlich wollte ich heute keinen neuen Eintrag schreiben, aber wegen Japan mache ich eine Ausnahme. Mir tun seit Tagen die Finger weh, weil ich die Wochen zuvor wie ein Süchtiger und Wahnsinniger im Internet getippt habe. Diese Internetsucht tut mir auf Dauer nicht gut. Allerdings hilft mir das Internet meinem Leben etwas Sinn einzuhauchen, indem ich schreibe, auch über diese Reaktor-Katastrophe. Ich muss noch über sechs Monate auf meine Umschulung warten. Solange muss ich mich beschäftigen lernen. Ich muss mein eigener Animateur werden. ;-)
Heute habe ich mit einem Freund in einem In-Cafe Cappucino getrunken. Er machte sich Sorgen, ob er seine heutige Studium-Klausur nicht verhauen hat. Ansonsten müsste er noch ein weiteres Jahr studieren. Er wirkte ziemlich besorgt. In solchen Momenten liegt Japan weit weg wie auf einem anderen Stern.
Laut Experten kann die radioaktive Wolke aus Fukushima Deutschland nach großer Warscheinlichkeit nicht erreichen. Aber was bedeuten schon Warscheinlichkeiten. Millionen spielen Lotto, obwohl wir wissen, dass die Warscheinlichkeit zu gewinnen bei 1 zu knapp 14 Millionen liegt. Die Warscheinlichkeit den Jackpot mit der dazugehörigen Superzahl zu knacken liegt bei 1 zu knapp 140 Millionen. Und genauso unwarscheinlich ist warscheinlich ein Super-Gau. Allerdings spielen Hunderte Reaktoren auf dieser Welt Lotto und irgendeiner dieser Reaktoren gewinnt den Superjackpot mit dem Super-Gau und der Super-Verstrahlung.
Da es noch nicht soviele Mitspieler bzw. Atomkraftwerke gibt, kann es mitunter Jahrzente dauern bis der Superjackpot geknackt wird. Der letzte Super-Jackpot liegt knapp 25 Jahre her und wurde in Tschernobyl geknackt, im heutigen Weißrussland. Damals gab es noch die Sowjetunion und den Kommunismus.
Ich war damals acht Jahre alt und spielte gerne mit Freunden im Sandkasten. Plötzlich hörte ich abstrakte Begriffe wie Bequerel und ich durfte nicht mehr im Sandkasten spielen. Auch Fisch und Milch durfte ich nicht mehr zu mir nehmen, wegen der Strahlung. All das verstand ich in diesem Alter nicht. Tschernobyl lag nur etwas mehr als 2000 Kilometer von meiner Heimat Deutschland weg. Und noch heute gibt es im bayrischen Wald Gegenden die so radioaktiv belastet sind, dass man die Pilze und das Wild dort nicht essen darf. Das Schlimmste an der atomaren Verseuchung ist, dass die Gegenden für tausende Jahre nicht bewohnbar sind. Und das Allerschlimmste ist, dass durch die Strahlung das Erbgut geschädigt wird. In Russland, Weissrußland und der Ukraine gibt es viel mehr Krebsfälle, als vor der Katastrophe. Manche Kinder kommen mit schlimmen Missbildungen auf die Welt. Die Strahlung ist unsichtbar, aber die Folgen werden durch Krebserkrankungen und Missbildungen von Babys sichtbar.
Aber wie ich im Fernsehen erfuhr, wollen China und Russland und andere Länder trotz allem in den kommenden Jahren dutzende AKWs bauen. Und Russland liegt fast vor der Haustür wie Tschernobyl. Die Gefahren machen vor Ländergrenzen nicht halt, aber die Länder die Atommeiler bauen tragen nicht nur für ihr Land die Verantwortung.
Aus dem Grund muss die Atomtechnologie abgeschafft werden. Sie ist eine Bedrohung für die Menschheit und sie stammt aus einer Zeit, als die Menschen noch naiv und bedingungslos an den technischen Fortschritt glaubten. Damals in den 50er und 60er Jahre war die Atomenergie die Antwort auf alle Energieprobleme, so wie heute für einige Enthusiasten die regenerativen Energien wie Wind- und Sonnenenergie.
Durch den Buddhismus kenne ich sogar einige Japaner persönlich und ich frage mich, ob ihre Angehörigen durch diese Erdbebenkatastrophe zu Schaden gekommen sind. Eine deutsche Bekannte von mir, die ich auch durch den Buddhismus kennengelernt habe ist Aupairmädchen in Tokio seit Sommer letzten Jahres. Sie war total begeistert, dass sie bald nach Japan fliegt. Sogar ihre Lieblingsband Tokio Hotel durfte sie in Tokio sehen. Sie schrieb über Facebook, dass die Japaner total auf diese Band stehen.
Ich schrieb sie über Facebook an. Manchmal kann Facebook Menschen in der Not näher rücken. Ohne dieses Netzwerk hätte ich mit dieser Bekannten kein Kontakt aufnehmen können, da wir uns eigentlich nicht all zu nah stehen.
Natürlich fragte ich sie, ob bei ihr alles ok sei und sie antwortete mir vorgestern:
Ich bin in Tokyo, aber nicht da wo es am schlimmsten betroffen ist. Es zerreisst mir schon das Herz, wenn ich sehe wie das Land was ich so mag in Trümmern liegt. Ich mache mir große Sorgen um das Atomkraftwerk.Wenn es schlimmer werden sollte, werde ich nach Hause fliegen.
Im Fernsehen sah ich die letzten Tage wie Tausende Ausländer und Japaner über den Flughafen fliehen wollen. Vielleicht ist meine Bekannte gerade auch dort, eine neue Nachricht über Facebook habe ich noch nicht bekommen.
In Tokio sollen Hamsterkäufe stattgefunden haben. Benzin soll knapp sein. 35 Millionen Menschen leben in diesem Ballungszentrum. All diese Menschen kann man nicht evakuieren, dafür hat das dichtbesiedelte Japan auch kein Platz. Die Unglücksreaktoren sollen nur 250 Kilometer entfernt sein. Tschernobyl hat noch in einer Entfernung von 250 Kilometern verseuchte Gebiete zurückgelassen, die nicht bewohnbar sind. Das alleine drückt schon die Dramatik aus. Diese Katastrophe ist leider kein Hollywood-Film, sondern Realität. Noch versuchen Helfer die Unglücksreaktoren zu kühlen, damit es keine Kernschmelze gibt.
Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Superjackpot wartet.
Aber der Gewinn ist eine strahlende Zukunft. Und wer will so ein strahlender Gewinner sein?
Link zu meinem Text vom 12. März zum Erdbeben in Japan:
http://deprifrei.twoday.net/stories/14872827/
Kontakt: depris @web.de
http://facebook.com/deprifrei
Heute habe ich mit einem Freund in einem In-Cafe Cappucino getrunken. Er machte sich Sorgen, ob er seine heutige Studium-Klausur nicht verhauen hat. Ansonsten müsste er noch ein weiteres Jahr studieren. Er wirkte ziemlich besorgt. In solchen Momenten liegt Japan weit weg wie auf einem anderen Stern.
Laut Experten kann die radioaktive Wolke aus Fukushima Deutschland nach großer Warscheinlichkeit nicht erreichen. Aber was bedeuten schon Warscheinlichkeiten. Millionen spielen Lotto, obwohl wir wissen, dass die Warscheinlichkeit zu gewinnen bei 1 zu knapp 14 Millionen liegt. Die Warscheinlichkeit den Jackpot mit der dazugehörigen Superzahl zu knacken liegt bei 1 zu knapp 140 Millionen. Und genauso unwarscheinlich ist warscheinlich ein Super-Gau. Allerdings spielen Hunderte Reaktoren auf dieser Welt Lotto und irgendeiner dieser Reaktoren gewinnt den Superjackpot mit dem Super-Gau und der Super-Verstrahlung.
Da es noch nicht soviele Mitspieler bzw. Atomkraftwerke gibt, kann es mitunter Jahrzente dauern bis der Superjackpot geknackt wird. Der letzte Super-Jackpot liegt knapp 25 Jahre her und wurde in Tschernobyl geknackt, im heutigen Weißrussland. Damals gab es noch die Sowjetunion und den Kommunismus.
Ich war damals acht Jahre alt und spielte gerne mit Freunden im Sandkasten. Plötzlich hörte ich abstrakte Begriffe wie Bequerel und ich durfte nicht mehr im Sandkasten spielen. Auch Fisch und Milch durfte ich nicht mehr zu mir nehmen, wegen der Strahlung. All das verstand ich in diesem Alter nicht. Tschernobyl lag nur etwas mehr als 2000 Kilometer von meiner Heimat Deutschland weg. Und noch heute gibt es im bayrischen Wald Gegenden die so radioaktiv belastet sind, dass man die Pilze und das Wild dort nicht essen darf. Das Schlimmste an der atomaren Verseuchung ist, dass die Gegenden für tausende Jahre nicht bewohnbar sind. Und das Allerschlimmste ist, dass durch die Strahlung das Erbgut geschädigt wird. In Russland, Weissrußland und der Ukraine gibt es viel mehr Krebsfälle, als vor der Katastrophe. Manche Kinder kommen mit schlimmen Missbildungen auf die Welt. Die Strahlung ist unsichtbar, aber die Folgen werden durch Krebserkrankungen und Missbildungen von Babys sichtbar.
Aber wie ich im Fernsehen erfuhr, wollen China und Russland und andere Länder trotz allem in den kommenden Jahren dutzende AKWs bauen. Und Russland liegt fast vor der Haustür wie Tschernobyl. Die Gefahren machen vor Ländergrenzen nicht halt, aber die Länder die Atommeiler bauen tragen nicht nur für ihr Land die Verantwortung.
Aus dem Grund muss die Atomtechnologie abgeschafft werden. Sie ist eine Bedrohung für die Menschheit und sie stammt aus einer Zeit, als die Menschen noch naiv und bedingungslos an den technischen Fortschritt glaubten. Damals in den 50er und 60er Jahre war die Atomenergie die Antwort auf alle Energieprobleme, so wie heute für einige Enthusiasten die regenerativen Energien wie Wind- und Sonnenenergie.
Durch den Buddhismus kenne ich sogar einige Japaner persönlich und ich frage mich, ob ihre Angehörigen durch diese Erdbebenkatastrophe zu Schaden gekommen sind. Eine deutsche Bekannte von mir, die ich auch durch den Buddhismus kennengelernt habe ist Aupairmädchen in Tokio seit Sommer letzten Jahres. Sie war total begeistert, dass sie bald nach Japan fliegt. Sogar ihre Lieblingsband Tokio Hotel durfte sie in Tokio sehen. Sie schrieb über Facebook, dass die Japaner total auf diese Band stehen.
Ich schrieb sie über Facebook an. Manchmal kann Facebook Menschen in der Not näher rücken. Ohne dieses Netzwerk hätte ich mit dieser Bekannten kein Kontakt aufnehmen können, da wir uns eigentlich nicht all zu nah stehen.
Natürlich fragte ich sie, ob bei ihr alles ok sei und sie antwortete mir vorgestern:
Ich bin in Tokyo, aber nicht da wo es am schlimmsten betroffen ist. Es zerreisst mir schon das Herz, wenn ich sehe wie das Land was ich so mag in Trümmern liegt. Ich mache mir große Sorgen um das Atomkraftwerk.Wenn es schlimmer werden sollte, werde ich nach Hause fliegen.
Im Fernsehen sah ich die letzten Tage wie Tausende Ausländer und Japaner über den Flughafen fliehen wollen. Vielleicht ist meine Bekannte gerade auch dort, eine neue Nachricht über Facebook habe ich noch nicht bekommen.
In Tokio sollen Hamsterkäufe stattgefunden haben. Benzin soll knapp sein. 35 Millionen Menschen leben in diesem Ballungszentrum. All diese Menschen kann man nicht evakuieren, dafür hat das dichtbesiedelte Japan auch kein Platz. Die Unglücksreaktoren sollen nur 250 Kilometer entfernt sein. Tschernobyl hat noch in einer Entfernung von 250 Kilometern verseuchte Gebiete zurückgelassen, die nicht bewohnbar sind. Das alleine drückt schon die Dramatik aus. Diese Katastrophe ist leider kein Hollywood-Film, sondern Realität. Noch versuchen Helfer die Unglücksreaktoren zu kühlen, damit es keine Kernschmelze gibt.
Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Superjackpot wartet.
Aber der Gewinn ist eine strahlende Zukunft. Und wer will so ein strahlender Gewinner sein?
Link zu meinem Text vom 12. März zum Erdbeben in Japan:
http://deprifrei.twoday.net/stories/14872827/
Kontakt: depris @web.de
http://facebook.com/deprifrei
deprifrei-leben - 16. Mär, 17:27
Ulrike (Gast) - 17. Mär, 10:43
Vielen Dank für diesen durchdachten Beitrag und die darin enthaltenen Momentaufnahmen und Beschreibungen. Wie Sie hänge ich vor dem PC und versuche, das Unfassbare irgendwie zu begreifen. Ihre Denkanstöße helfen mir, meine krausen Gedanken etwas zu sortieren.
Für mich wäre es ein Trost, wenn durch diese Katastrophe die Menschheit aufgerüttelt würde, um ein neues Energiekonzept hinzubekommen. Ich bin da gar nicht so hoffnungslos, schließlich haben die Menschen den Kalten Krieg beendet und bislang noch keinen Atomkrieg angezettelt.
Dies hilft den Japanern natürlich im Moment wenig. Wenn ich an die schon jetzt vorhandenen Umweltschäden durch den Tsunami (Vernichtung der Landwirtschaftsressourcen durch Meerwasser etc.) denke, mag ich gar nicht an die noch größere Gefahr durch die Radioaktivität denken.
Viele Grüße von
Ulrike
Für mich wäre es ein Trost, wenn durch diese Katastrophe die Menschheit aufgerüttelt würde, um ein neues Energiekonzept hinzubekommen. Ich bin da gar nicht so hoffnungslos, schließlich haben die Menschen den Kalten Krieg beendet und bislang noch keinen Atomkrieg angezettelt.
Dies hilft den Japanern natürlich im Moment wenig. Wenn ich an die schon jetzt vorhandenen Umweltschäden durch den Tsunami (Vernichtung der Landwirtschaftsressourcen durch Meerwasser etc.) denke, mag ich gar nicht an die noch größere Gefahr durch die Radioaktivität denken.
Viele Grüße von
Ulrike
deprifrei-leben - 19. Mär, 13:38
Vielen Dank Ulrike für diese sehr persönlichen Worte und Gedanken. Das bedeutet mir sehr viel.
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