Die Wurzeln meiner Ahnen. Besuch auf dem deutschen und polnischen Friedhof
Morgen fahre ich zurueck nach Deutschland. Meine Oma wurde heute doch nicht am Auge operiert. Meine Mutter meckerte die Tage wieder sehr viel.
Ich besuchte den deutschen Friedhof meiner Vorfahren in Nysa (Neisse). Dort liegen mein deutscher Onkel und mein Urgrossvater. Verwandte vaeterlichseits. Meine dt. Oma wurde nach dem Krieg aus Schlesien vertrieben. Auch einige meiner polnischen Verwandten sind auf einem anderen Friedhof beerdigt. Der alte Friedhof sieht wie eine versunkene antike Welt aus. Es stehen nur noch wenige Grabsteine und Figuren. Ich sehe dort die alten Baeume. Das Licht daemmert durch die Kronen. Meine Mutter sagt dort ungefaehr liegen sie. Mein Vater hatte vor Jahrzenten noch Grabsteine mit seiner Kamera aufgenommen. Aber die Inschriften sind verschwunden, man sieht nur noch die Raender einer Grabs. Mein deutscher Onkel fragt immer nach seinen Ahnen, da er im Krieg in Neisse geboren wurde. Wir sehen noch ein wunderschoenes massives Grabmal, dass von einer Steinfigur geschmueckt wird. Wir zuenden ein Licht an. Ein Licht im Grau des Winters. Ich denke ueber meine Ahnen nach und weiss nicht viel. Mein Urgrossvater war Polizist und waehrend des Kriegs von einem kriminellen Tschechen erschossen worden.
Auf dem polnischen Friedhof liegt der Vater meiner Mutter begraben. Der Friedhof ist mit vielen Blumen geschmueckt. Grablichter leuchten ueber der Anlage. Menschen besuchen die Toten. Auf dem deutschen Friedhof war alles grau. Kaum einer der die Toten besucht, ein gespenstischer Ort aus einer anderen Zeit.
In dieser Stadt trifft sich meine polnische und meine deutsche Welt. Der 2. Weltkrieg ist 68 Jahre her. Meine polnische Welt hat nie den Hass auf die Deutschen propagiert. Mein polnischer Opa beurteilte die Menschen nach ihrer individuellen Handschrift und nicht nach kollektiver Schuld.
Meine Mutter erzaehlte mir wie frueher Kinder auf dem deutschen Friedhof mit dem Schaedeln spielten. Kinder haben wohl eine unbefangenere Art dem Tod ins Gesicht zu gucken.
Der Tod wird jeden treffen. Meine Mutter las den Nachnamen eines Toten. Er hiess Nachbar. Ich dichtete noch Frieden an. Waere cool, wenn jemand mit Doppelnamen Nachbar-Frieden heisst.
Meine Mutter will nur nicht den deutschen Nachnamen meines Vaters auf dem Grabstein in Nysa haben, sondern ihren polnischen. Dann wird sich der Lebenskreis so schliessen. Meine Oma sieht auch nicht mehr danach aus, als ob sie lange leben wird. Sie sieht alt, krank und muede aus.
http://facebook.com/deprifrei
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Kontakt: deprifrei @web.de
Ich besuchte den deutschen Friedhof meiner Vorfahren in Nysa (Neisse). Dort liegen mein deutscher Onkel und mein Urgrossvater. Verwandte vaeterlichseits. Meine dt. Oma wurde nach dem Krieg aus Schlesien vertrieben. Auch einige meiner polnischen Verwandten sind auf einem anderen Friedhof beerdigt. Der alte Friedhof sieht wie eine versunkene antike Welt aus. Es stehen nur noch wenige Grabsteine und Figuren. Ich sehe dort die alten Baeume. Das Licht daemmert durch die Kronen. Meine Mutter sagt dort ungefaehr liegen sie. Mein Vater hatte vor Jahrzenten noch Grabsteine mit seiner Kamera aufgenommen. Aber die Inschriften sind verschwunden, man sieht nur noch die Raender einer Grabs. Mein deutscher Onkel fragt immer nach seinen Ahnen, da er im Krieg in Neisse geboren wurde. Wir sehen noch ein wunderschoenes massives Grabmal, dass von einer Steinfigur geschmueckt wird. Wir zuenden ein Licht an. Ein Licht im Grau des Winters. Ich denke ueber meine Ahnen nach und weiss nicht viel. Mein Urgrossvater war Polizist und waehrend des Kriegs von einem kriminellen Tschechen erschossen worden.
Auf dem polnischen Friedhof liegt der Vater meiner Mutter begraben. Der Friedhof ist mit vielen Blumen geschmueckt. Grablichter leuchten ueber der Anlage. Menschen besuchen die Toten. Auf dem deutschen Friedhof war alles grau. Kaum einer der die Toten besucht, ein gespenstischer Ort aus einer anderen Zeit.
In dieser Stadt trifft sich meine polnische und meine deutsche Welt. Der 2. Weltkrieg ist 68 Jahre her. Meine polnische Welt hat nie den Hass auf die Deutschen propagiert. Mein polnischer Opa beurteilte die Menschen nach ihrer individuellen Handschrift und nicht nach kollektiver Schuld.
Meine Mutter erzaehlte mir wie frueher Kinder auf dem deutschen Friedhof mit dem Schaedeln spielten. Kinder haben wohl eine unbefangenere Art dem Tod ins Gesicht zu gucken.
Der Tod wird jeden treffen. Meine Mutter las den Nachnamen eines Toten. Er hiess Nachbar. Ich dichtete noch Frieden an. Waere cool, wenn jemand mit Doppelnamen Nachbar-Frieden heisst.
Meine Mutter will nur nicht den deutschen Nachnamen meines Vaters auf dem Grabstein in Nysa haben, sondern ihren polnischen. Dann wird sich der Lebenskreis so schliessen. Meine Oma sieht auch nicht mehr danach aus, als ob sie lange leben wird. Sie sieht alt, krank und muede aus.
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deprifrei-leben - 27. Dez, 21:38