Ich als depressiv veranlagter Mann sehne mich nach der ehrlichen Liebe einer Frau. Manchmal stelle ich mir die Frage, ob psychisch Kranke je eine gute tragfähige Beziehung aufbauen können. Durch das mangelnde Selbstwertgefühl wird der Zweifel an dem Partner immer wieder entfacht. Eigene Unsicherheiten wie z. B. Erfahrungen von Fremdgehen werden auf den anderen projektiert. Eifersucht keimt auf. Diese ist das Gift jeder Partnerschaft. Es gibt Streitereien. Der Partner sucht sich eine neue Liebe, da er denkt, dass diese treuer wäre. Gerade bei der Borderline -Persönlichkeitsstörung habe ich dies aus eigener Erfahrung und Anschauung erleben dürfen.
Psychisch Kranke sehnen sich nach Verständnis und Liebe. Sie wissen aber wie schwierig es sein kann, mit einem Menschen eine Beziehung zu führen, der selbst krank ist. Sie glauben, nur der Kranke kann meine Abgründe und mein eigenartiges Verhalten nachvollziehen. Gleichzeitig schreckt es sie ab, mit so jemanden in Liebe verbunden zu sein, da nach ihrer Ansicht zwei Ertrinkende sich in den Abgrund reissen. Das habe ich auch bei einem Borderliner erlebt, dessen Freundin dieselbe Erkrankung hatte.
Von psychisch Gesunden fühlen sich viele stigmatisiert und unverstanden und als Partner zweiter Klasse. Sie glauben, dass niemand mit jemanden verweilen will, der dauernd im Trübsinn lebt. Trübe Partner sind Spassbremsen erster Klasse und können durch ihre negativen Gedankenmantras so manche Stimmung zum platzen bringen.
Welcher Gesunde will die Achterbahnfahrt miterleben von uns Ungesunden?
Daher haben manche tolle Masken aufgesetzt und Lächeln den ganzen Tag, obwohl sie sich depressiv fühlen.
Dass depressive Partner auch Vorteile mit sich bringen, kommt kaum einen in Sinn. Wir schauen mehr auf das Sein als auf das Schein. Wir können uns meist gut in andere hineinversetzen. Dank unserer Grübelattacken sind wir hervorragende Analysten und können gute praktische Lebenstipps geben.
Wir sind Meister der menschlichen Untiefen und haben mehr Hemmungen andere zu mobben, da wir den Schmerz des anderen aus eigener Erfahrung kennen.
Wir versuchen mehr als Gesunde aus dieser Welt einen friedlichen Ort zu machen, da wir den Unfrieden in uns kennen. Wir lieben die Harmonie und die Gerechtigkeit.
Wir haben laut einer Studie, die ich in Psychologie-Heute vom Dezember las, höhere Tötungshemmungen. Glückliche Menschen sind eher bereit einen vermeintlichen Taliban-Terroristen zu töten. Wir (Depressiven) analysieren erst und schiessen dann.
Menschen wie Prinz Harry denen das Leben meist die Sonnenseite zeigte, sehen im Krieg ein Spiel und ballern fröhlich von ihrem Helikopter. Aber auch in Afghanistan leben Menschen mit Gefühlen wie wir.
Wir könnten für unsere gesunde bessere Hälfte ein Lehrmeister für Menschlichkeit werden. Andererseits könnten Gesunde uns zeigen, was Leichtigkeit ist.
Aber noch trennen uns Welten. Jeder lebt in seinem Kosmos. Es gibt noch zu wenige Berührungswelten zwischen Psychos und Normalos.
Wir sollten endlich eine Brücke bauen, damit beide Universen sich befruchten! Dann könnte ein besseres Zeitalter in der Liebe und im Menschsein eintreten!
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