Gestern habe ich J. getroffen, den ich aus meiner Maßnahme kenne. Wir hatten beim Chinesen gegessen, leider wurden keine Hunde oder Katzen serviert. Zum Glück bin ich dem Essen an dem Tag in meiner Maßnahme entgangen.Samstags gibts immer Suppe und die schmeckt oft total versalzen und daher nenne ich sie scherzhaft Ostsee-Suppe.
Ihm schien es nicht so gut zu gehen. Ich spürte eine starke Melancholie. Als er noch da war, wo ich jetzt bin, da ist er aufgeblüht. Er litt sehr stark unter sozialer Phobie. Er hatte Angst sich anderen Menschen zu öffnen und teilte die Welt stark in böse und gute Menschen ein, ganz ähnliche wie George Bush. Natürlich bestand seine Welt weitesgehend aus bösen Menschen. Im Laufe der vielen Monate hier fand er heraus, dass es doch nicht so viele böse Menschen geben kann. Er begann Vertrauen aufzubauen und legte langsam sein Schutzpanzer ab. Diese Entwicklung zu sehen, hat mich sehr gefreut. So konnte ich einen wundervollen lustigen Menschen kennenlernen, der sich scherzhaft Zwangssarkast nannte. Am Tisch sagte er mir, dass ihn der Psychologe eine depressive Persönlichkeit nannte.
Wie ich im Internet nachlesen konnte sind depressive Persönlichkeiten sehr liebesfähig und idealisieren ihren Partner. Sie sollen sehr passiv sein und hoffen, dass dann ihre Wünsche und Erwartungen erfüllt werden. Sie neigen zur Selbstaufgabe und haben eine pessimistische Grundhaltung. Sie verhalten sich auch kindisch und machen sich hilflos. Das sind nur einige der Merkmale, ansonsten könnte ich ein Roman hier niederschreiben, aber das habe ich nicht vor.
Als einen sehr sensiblen Menschen habe ich ihn auch kennengelernt und wir hatten uns etwas angefreundet. Von seiner Frau sprach er meistens sehr gut, außer das sie etwas besitzergreifend wäre.
Sie konnte leider nicht kommen, da sie auf den Hund aufpassen musste.
Irgendwie fand ich das Treffen mit ihm schön, aber irgendwie auch etwas anstrengend, da ich seinen negativen Sog spürte. In der Maßnahme verblasste diese Negativität, jetzt kam sie wieder stärker raus. Seine Frau soll ganz anders sein, viel positiver und unternehmenslustiger.
Er meinte, dass er heute mit dem Zug zu mir gefahren ist, ist schon ein Fortschritt zu früher.
Ein bisschen vermisste ich seinen Humor. Er wirkte ernster, mehr in sich gekehrt und nicht mehr so offen wie in der Maßnahme.
Zur Zeit ist er krankgeschrieben und er will auch nicht mehr in seine alte Firma zurückkehren, daher wird er noch ein berufliches Rehaprogramm machen.
Später gingen wir noch in die Stadt und wir besuchten eine Buchhandlungen und er kaufte seiner Frau ein Geschenk. Er wollte ihr eine Freude machen. Er meinte zu mir, dass er immer noch erstaunt sei, dass sie ihn nicht verlassen hatte, als er aggressiv oder depressiv war. Gegen sein ADHS nimmt er auch Ritalin. Als wir gegen 15 Uhr am Bahnhof standen, erzählte er mir noch, dass er Koffein nicht verträgt. Vorher im Cafe hatte er was koffeinhaltiges getrunken. Durch das Koffein kommen seine Botenstoffe durcheinander, da er Ritalin nimmt. Dann kann er nicht mehr richtig denken und das erschreckende dabei ist, dass er das auch mitbekommt. Ich bin immer wieder erstaunt, was es alles so gibt und wie die menschliche Psyche reagiert.
Dann verabschiedeten wir uns und das vierstündige Treffen ging vorbei.
Und ich lief ins Internetcafe und ärgerte mich darüber, dass ich es nicht sein lassen kann dort eine Frau kennenlernen zu wollen. Eine Frau meinte zu mir, dass sie mich total schön findet, aber mich nicht kennenlernen will. Die Traumblase darf nicht platzen, dafür eignet sich das Internet super. Fotos bilden Menschen nur ab, aber sie sprechen nicht. Diese Frau wollte wohl das
Bild nicht sprechen sehen. Ich habe leider einige solcher Frauen im Chat oder in einer Singlebörse kennengelernt.
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