Seit einigen Tagen leide ich unter starken Juckreiz. Diese Nacht habe ich vielleicht zwei oder drei Stunden geschlafen. Morgen gehe ich zum Arzt. Entsprechend schwer kam ich heute gegen 8:32 Uhr aus dem Bett. Der Bus sollte um 8:47 fahren, aber hatte einige Minuten Verspätung. Zum Glück erreichte ich den Bus und kam pünktlich zur Arbeit. Ich machte wieder die selbe öde Arbeit wie die letzten drei Tage. Meine Konzentration war durch die Übermüdung eingeschränkt, so dass ich die Rechnungen und Lieferscheine mehre Male überprüfte.
Das Arbeitsklima war wie immer eher frostig. Leider ist kein Frühlingsgefühl durch die Büroräume geweht. Das Wetter ist heute auch trüb. Um 11:52 Uhr meinte die angespannte Bürokauffrau, dass ich ruhig gehen könnte, damit ich mein Bus erreichen kann und nicht auf ihr OK warten muss. Also ging ich. Das Mittagessen war heute ok. Die freundlichen Küchenfeen hatten mir ein Salat zurückgestellt, denn der ist immer als erstes im Magen der Rehabilitanden. Die Salate gehen weg wie warme Semmeln und wer zu spät kommt, den bestraft der entgangene kulinarische Genuss.
Ich unterhielt mich mit zwei sehr netten älteren Damen. Es ging um Spams im Internet und ein bisschen um die amerikanische Politik, da einer der Damen eine halbe US-Amerikanerin ist. Obwohl sie nur wenige Jahren in den USA gelebte hatte, konnte man den Milwaukee Akzent wunderbar hören. Irgendwie wird die deutsche Sprache dadurch weicher und melodischer, ich liebe das. Auch den Schweizer Dialekt liebe ich, da er sehr melodisch ist. Wäre doch gar nicht verkehrt die Welt, wenn ich eines Tages eine amerikanische oder schweizerische Freundin hätte. Grins.
Die Halb-Amerikanerin meinte, dass sie auch nicht versteht, warum die Tee-Party-Bewegung angeführt von Sarah Palin so gegen die Gesundheitsreform von Barack Obama ist. Ich merkte an, dass diese ultrakonservative Bewegung Obama sogar ein Hitler-Bärtchen angemalt hatten. Ein schwarzer Präsident wird als Rassist verunglimpft, schon echt verrückt. Ich frage mich wie diese ewig grinsenden Tee-Party-Kandidaten so viel Macht entwickeln konnten, dass die Reform gefährdet ist, die Millionen armer Amerikaner eine kostenlose Gesundheitsversorgung sichern würde. Noch können die meisten in meinem Land über eine halbwegs gute gesundheitliche Versorgung sich freuen. Aber dank der FDP und dem smart schlitzig lächelnden Gesundheitsminister Phillip Rösler wird die Solidarität im Gesundheitssystem abgebaut.
Gegen 13 Uhr gingen die in mein Mamas-Alter-Frauen in entsprechende Arbeitsbereiche innerhalb der Maßnahme.
Nach meinem opulenten Mahl ging ich auf mein Zimmer und las eine Zeitung und versuchte zu dösen, was mir aus welchen Gründen auch immer misslang.
Dann fuhr ich wieder zur Arbeit und heftete wieder ab. Einmal hatte ich einige Minuten eine kurze Pause gemacht, schon fragte mich die Bürokraft, ob ich keine Lust hätte. Ich antwortete ihr, dass ich diese Nacht nicht genug geschlafen hätte und ich davor die ganze Zeit am arbeiten war. Darauf sagte die Gefriertruh-Lady nichts mehr. Persönlich hatte mich diese klitzekleine Anmerkung geärgert. Die ganze Zeit arbeite ich engagiert und kein freundliches Wort kommt dieser Dame über den Tag über die Lippen, aber sobald der Arbeitsprozess kurz unterbrochen wird, kommt eine doofe Anmerkung. Irgendwie habe ich auf diese Kacke keine Lust mehr. 15:30 Uhr schloss ich die Tür hinter mir und wünschte noch ein schönes Wochenende in der Hoffnung das Eis aus den Mimiken der Bürokräfte zu vertreiben. Aber die Gesichter blieben starr wie immer. Der Praktikant schreibt langsam seine innere Kündigung nieder.
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