5
Feb
2011

Suchti?

Eigentlich wollte ich heute zuerst zum Friseur gehen, anschliessend mir neue Hosen kaufen, bei Netto einkaufen und zum guten Schluss ins Internetcafe. Stattdessen bin ich zuerst ins Internetcafe gelaufen und irgendwie konnte ich mich nicht vom Netz trennen, da ich gerne online bin. Ab und an denke ich, dass ich ein Suchti bin. Statt einer Stunde im Netz, bin ich schon über vier Stunden drinne und warscheinlich hätten zwei Stunden locker gereicht, um auf Facebook oder MSN zu chatten oder mein Online Tagebuch zu schreiben. Zum Netto muss ich noch laufen, da dort um 20 Uhr die Pforten schliessen. Ich muss meine Telefonkarte aufladen.


Kontakt: depris (at) web.de

Ich kann in der Liebe abwarten

Irgendwie ist es interessant zu beobachten, dass durch mein Deprifrei die Lust auf Sex ansteigt. (Depressive verlieren oft ihre Libido.) Andererseits der Drang nachlässt unbedingt eine feste Freundin haben zu wollen. Zur Zeit brauche ich keine Retterin, die mich psychisch aufrichtet. Trotz allem wäre ich einer Liebe nicht abgeneigt. Durch die gesundheitliche Besserung bin ich kein Sklave meiner Sehnsucht mehr. Ich kann abwarten. Während mein Single-Leben vorher schmerzhafte Züge annahm.


Kontakt: depris (at) web.de

Samstag

Heute bin ich etwas schlapper. Gestern habe ich nur 5 Minuten meditiert, statt 15. Vielleicht liegt es daran. Diese Woche habe ich einiges Lob bekommen, was meine Maßnahme angeht. Ich habe verschiedene Tests gemacht, was z. B. Textverständnis angeht. Dann liest man ein Text durch und dann steht daneben Aussagen die in diesem Text vorkommen. Wenn die Aussage zum Text stimmt, dann schreibt man 1 und wenn sie nicht stimmt eine 6. Auch wurde die Rechtsschreibung getestet oder auch mein Mathe. Mit Prozentrechnen hatte ich einige Probleme, in der Schule konnte ich das noch mühlelos. Ich befürchte, dass ich teilweise Mathe mit dem Kurzzeitgedächnis gelernt habe. Das rächt sich jetzt. Was man schnell aus dem Kopf haben will, lernt man dementsprechend schnell, was wiederum nicht nachhaltig ist.
In meiner Maßnahme komme ich mit jedem gut aus. Diese Woche ist M. ein hier geborener Italiener aus Sizilien gegangen. Manchmal habe ich ihn nicht verstanden, da er teilweise Dialekt spricht. Wenn er Hochdeutsch spricht, dann klingt er lustigerweise schwul und tuntig. Er hat auch sehr viel gemeckert über alles mögliche. Manchmal hatte er die Leck-mich-am-Arsch-Körperhaltung. Die sah so aus, dass er die Arme vor dem Brustkorb verschränkte und seine Beine nach vorne streckt. Dann schaute er nach oben. Das machte er die letzten Wochen immer. Er war 7 Monate in der Maßnahme und dachte, dass er nie dort rauskommt. Aber er hat es wie durch Wunder geschafft eine Umschulung zu kriegen. Als Herr M. noch nicht krank war, liess er seine Verspätungen durchgehen. Die Arbeitstrainer die Herr M. vertreten ließen das nicht durchgehen und er musste pünktlich antreten, was er die letzten Wochen tatsächlich schaffte.
Auf irgendeine Weise mochte ich ihn sogar. Ich kann nur nicht genau sagen, was ich mochte. Vielleicht, dass er nicht hinterhältig ist und seine Meinung sagen kann.
Vor ein paar Tagen fragte er mich tatsächlich zum Spass, ob ich weinen würde, wenn er ginge. Ich antwortete auf meine trockene Art, dass ich nicht Tränen der Trauer dann hätte, sondern Tränen der Freude. Er konnte darüber sogar lachen.
Donnerstag hatten sich einige von der Freizeitgruppe verabschiedet. Auch ich. Wir tranken Kaffee und Kuchen, auch der Italiener. Übernächste Woche werde ich in den Praktikum starten, ich bin gespannt wie ich die Realität schaffen werde. Aber ohne Depris erscheint mir im Moment nichts unmöglich. Die meiste Zeit konnte ich mich sogar auf die Tests konzentrieren, was ich die Jahre davor nie geschafft hätte.
Viele in meiner Maßnahme haben Probleme mit der Konzentration und mit dem Durchhaltevermögen. Viele hatten wie ich Depressionen oder haben sie noch. Auch über diese Niedergeschlagenheit hatten wir in der Kaffeerunde in der Freizeitgruppe mit der Psychologin in Ausbildung gesprochen. Nach ihrer Aussage hatte sie noch nie Depris gehabt, dafür wirkt sie auch zu unbeschwert. Sie lächelt oft. Ihre Augen strahlen. Sie verriet uns, dass sie zwei Kinder hat, da ich danach fragte. Aber sie meinte, dass sie nichts privates erzählen darf, da sie berufliches und privates laut der Maßnahme trennen muss. In meinem Leben habe ich viele Sozialpädagogen, Betreuer, Psychologen, psychiatrische Krankenpfleger und Psychiater kennengelernt, die berufliches und privates strikt trennten. Meine Feststellung ist, dass sie mich persönlich nicht erreicht haben, denn nur mit unserer Lebensgeschichte kann ich einen anderen Menschen wahr nehmen. Sonst wirkt alles recht oberflächlich und theoretisch. Zuviel Distanz schadet jeder Beziehung. Natürlich ist mir auch klar, dass zu viel Nähe zu Fachpersonal auch schädlich sein kann. Ich denke es kommt auf die richtige Mischung zwischen Nähe und Distanz an.
Ich bin komischerweise zur Zeit sehr optimistisch, was mein weiteres Leben angeht. Ich habe im Moment nicht die Angst wieder depressiv zu werden, aber ich habe eine gesunde Angst. Diese gesunde Angst signalisiert mir, dass ich jeden Tag 15 Minuten meditieren muss und ich Sport machen muss. Ich darf nicht nachlassen, was zu schnell passiert, wenn es einen gut geht. Die Gut-Geh-Phase kann als zu schnell selbstverständlich angenommen werden. Latent ist diese Krankheit ja immer noch vorhanden.


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Ich bin leider einer Facebook-Gedenkgruppe zum Fall von Mirco beigetreten. Das Mittelalter findet heute im Internet statt

Das Internet und auch Facebook haben die wundervolle Eigenschaft Menschen zu verbinden, auch in ihrer Trauer, um den ermordeten Mirco Schlitter aus Grefrath. Eine junge Frau eröffnete auf Facebook eine Gruppe, die an Mirco gedenken soll.
Er wurde seit September 2010 vermisst und jetzt hat man seine Leiche und auch den Täter gefunden. Der Täter ist 45, Familienvater von zwei Kindern und soll aus Frust über seine Arbeitsstelle Mirco in sein Auto gelockt haben, um ihn zu vergewaltigen und zu ermorden. Wie ein Psychologe vermutet war die Arbeit nur der letzte Auslöser. Eigene Ohnmachtserfahrungen aus der Kindheit, Jugend und späteren Leben als Erwachsener verarbeiten solche Täter an wehrlose Opfer, da sie endlich ein Machtgefühl erleben und nicht mehr ohnmächtig sind. Es sollen viele tickende Zeitbomben unterwegs sein, die aber dank eines festen sozialen Rahmens ihre mörderische Energie nicht ausleben. Auch war dieser Familienvater äußerst beliebt und unauffällig. Er hat sich nie was zu schulden kommen lassen.
Die Facebook-Gruppe hatte sich seit meinem Beitritt immer mehr zu einer Hassgruppe entwickelt. Da wurde nicht mehr Mirco gedacht, sondern all die negative Energie wurde auf den Täter gerichtet.
Einige forderten die Todesstrafe für solche Kinderschänder, andere wollten ihm Gliedmaßen abhacken oder foltern. Sie wünschten sich den Täter nach Iran oder den Irak, da dort mit Mördern und Kinderschändern ganz anders verfahren wird.
Iran und Irak sind Staaten die nicht gerade für ihre Menschenrechte und auch Demokratie bekannt sind. Auch Steinigung fiel manchen ein. Seltsam, dass Menschen sich das Mittelalter zurück wünschen, dass in manchen muslimischen Ländern praktiziert wird. Ich schlug vor, wer Steinigung und Gliedmaßen abhacken so toll findet, der sollte doch in den Iran auswandern. Wenn die Justiz in Deutschland als zu lasch und nachsichtig betrachtet wird, dann sollte man doch die Konsequenzen ziehen und zum Wohl seiner Kinder in den Iran auswandern. Ich denke die Mullahs in Teheran würden solch ein Besuch sicher entgegen kommen. Natürlich müsste dann auch ein Kopftuch getragen werden und die Frauenrechte wären natürlich um einiges eingeschränkt. Aber zum Wohl der Kinder tun doch manche Mütter einiges. Vielleicht kann man auch ein Volkshochschulkurs in Steinigung besuchen. Wie ich weiss, darf ein Stein nicht zu groß sein, da es sonst das Leiden zu schnell verkürzen würde. Aber ein Stein darf auch nicht zu klein sein, da es sonst kein Leid verursachen würde. Auch so ein Gliedmaßabschneidkurs stelle ich mir sehr interessant und aufregend vor. Ich hoffe, dass diese Frauen starke Nerven haben und nicht nach so eine Maßnahme kotzen müssen.
Kritiker von Steinigungen in dieser Gruppe werden so dagestellt, als würden sie hinter diesem Perversen stehen. Von Meinungsfreiheit und der Toleranz gegenüber anderen Meinungen haben die Befürworter von Steinigung, Glieder abhacken und Todesstrafe noch nie gehört. Sie argumentieren auf dem Niveau eines fanatischen Regimes, den sich die Menschen in anderen Ländern wie Tunesien oder Ägypten entledigen wollen. Diese Menschen wollen mehr Meinungsfreiheit, mehr Demokratie und Menschenrechte und keine Folter.
Ich bin erschrocken wie dünn die Decke der Zivilisation ist und wie schnell Menschen und vorallem auch Mütter bereit sind zu Mördern, Folterern und Menschenrechtsverbrechern zu mutieren.
Solche Taten kann man mit Mord und Folter nicht verhindern, allein die Liebe unter den Menschen kann solche Taten verhindern. Die meisten Täter haben in ihrer Kindheit und Jugend nicht genug Liebe bekommen, viele waren selbst Opfer von Gewalt und Missbrauch. Natürlich ist dies keine Entschuldigung für solche bestialische Taten, aber eine Erklärung.
Staaten die Mord und Folter tolerieren, haben auch entsprechend mehr Morde und Folter in ihrer Gesellschaft. Die Hemmschwelle sinkt und irgendwann wird nicht nur der Kinderschänder gefoltert, sondern auch ein Mensch, der eine andere Meinung hat.
Mirco wurde leider nur 10 Jahre alt. Mein Mitgefühl und mein Gedanken sind bei seiner Familie. Die Trauerfeier in einer Kirche soll sehr viele Menschen bewegt haben. Seine Familie nahm an den öffentlichen Trauerfeierlichkeiten nicht teil. Warscheinlich wollten sie sich dem medialen Druck nicht aussetzen. Die Beerdigung soll in den nächsten Wochen im engsten Familienkreis stattfinden.


Kontakt: depris (at) web.de

Infos zum Fall Mirco:
http://themen.t-online.de/news/grefrath
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Lebe glücklich! Ein Blog über das Leben mit Depressionen und Internetsucht. Ein junger Mann (38) schreibt über seine Erfahrungen mit Vorurteilen und Einsamkeit. Rechte bei Deprifrei.de

Die Depression kann mit einer in schwarz gekleideten Dame verglichen werden. Wenn sie kommt, so weise sie nicht weg, sondern bitte sie zu Tisch als Gast und höre, was sie Dir zu sagen hat. C.G. Jung Mehr Informationen zu meinem Blog www.depri-blog.de.tl

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