Manchmal wundere ich mich selbst, dass ich trotz all dem Leid, den meine Krankheit mir zufügt, ich nicht ernsthaft versuche mein Leben zu beenden.
Angeblich töten sich bis zu 15 Prozent aller Schmermütigen.
Was hält mich an diese Welt fest?
Kontakt: deprifrei@web.de
deprifrei-leben - 2. Okt, 22:11
Heute bin ich erst gegen 5 Uhr morgens eingepennt, da ich den vorigen Tag viel zu viel gepennt hatte. In der Nacht schaute ich mir die Domian-Talkshow an, wo Anrufer ihre Probleme erzählen. Ich muss sagen, dass Domian in der letzten Zeit wieder viel besser geworden ist, da er nicht wie früher spätestens nach 10 Minuten das Gespräch beendet, sondern je nach Einzelfall, auch 15 oder maximal 20 Minuten Zeit nimmt. Einige Zeit kam mir seine Telefonseelsorgeshow wie Fliessbandarbeit vor, um neue Rekorde zu durchbrechen.
Besonders interessant fand ich einen Beitrag einer Frau, die in den Wechseljahren steht und über ihre Probleme und ihre positiven Erfahrungen berichtet. Sexuell würde sie ihr Mann immer noch attraktiv finden, was ein beruhigendes Fazit für jede ältere Frau ist.
Ich frage mich, ob die leichte Reitzbarkeit meiner Mutter in der Vergangenheit, etwas mit ihren Wechseljahren zu tun haben könnte, aber ich traue mich nicht sie darauf anzusprechen.
Gegen 11:30 h wachte ich auf. Zum Glück bin ich heute einigermaßen depri-frei, da ich gegen Null Uhr die Dosis von meinem Antidepressiva auf 400 Milligramm verdoppelt habe. Es ist ein schönes Gefühl, wenn ich mich freier vom Kopf her fühle. Es macht einen zuversichterlicher, dieses Leben zu packen und die notwendigen Dinge zu verändern.
Meine Mutter habe ich heute gegen 13 Uhr besucht. Sie ist seit ein paar Tagen aus Kroatien zurück und sieht wieder toll aus. Ich sagte ihr scherzhaft, dass der Urlaub so gut für sie war wie eine Botoxspritze, da man ihre Falten kaum noch sah.
Auch sonst machte das Reden mit ihr heute viel Spass. Wir lachten wieder. Redeten über Kanada und wie schön es dort wäre. Sie hat einen guten Freund in Kanada und will ihn eines Tages dort besuchen.
Kanada ist für mich eine gute Mischung aus modernen Leben und der Möglichkeit sich in der Wildnis zurückzuziehen und Grizzly-Bären anzuschauen, die ab und an die Städte wie Ratten heimsuchen, um im Müll nach Essen zu suchen. Bären werden leicht unterschätzt, da sie sehr ruhig und kuschelig aussehen, aber wehe man reitzt sie!
Manchmal komme ich mir auch wie ein Bär vor, da ich genauso unterschätzt werde.
Vor einem Monat hatte ich manchmal Hass-Gefühle, wenn sie mich mit ihrer harten Stimme anfasste und versuchte durchzurütteln.
Heute erscheint mir meine Mutter wie ausgewechselt, viel erholter, viel weicher und mütterlicher.
Auch viel verständnisvoller.
Ich denke die letzten Jahren hatte sie sich wie ich in vielen Dingen überfordert, sie zog viel zu viel um, renovierte zuviel, hatte den Stress auf der Arbeit und noch die Sorgen um mich.
Wir aßen noch Marmeladenbrote, alles war sehr locker und familiär. Sowas tut mir sehr gut.
Gleich muss ich noch einkaufen, neue Schuhe kaufen, bei meiner Mutter aufräumen und den Tag geniessen.
Heute scheint sogar die Sonne!
Kontakt: deprifrei@web.de
deprifrei-leben - 2. Okt, 15:01