Im Moment merke ich wie ich immer tiefer einsinke in meinen Depressionen wie jemand der im Moor um sein Überleben kämpft und wo nur noch der Kopf rausguckt.

Gestern sendete meine Mutter mir eine SMS, wo sie ihre Festnetznummer bekanntgab, von ihrem Kur - Zimmer.
Ich rief sie mit einem mulmigen Gefühl an.
Wir stritten uns wieder.
Es waren die selben Themen die uns schon Jahre beschäftigt hatten wie mein Vater, meine Wohnung, meine Ausbildung, meine Depressionen...
Sie meinte, dass ich nicht genug gegen meine Krankheit getan hätte. Sie fragte mich, wo die ganzen Vereinbarungen hin sind die wir gemacht haben, warum ich nicht schreibe, was für Hilfe ich bräuchte.

Das Problem ist, dass ich nicht die Hilfe bekomme, die ich bräuchte.
Mir würde es sehr helfen, wenn jemand einmal die Woche helfen würde beim Zimmer aufräumen. Es ist ja nicht so, dass ich nicht mitaufräumen würde. Mir fällt es nur extrem schwer einen Anfang zu machen und ich sehe wie alles mir zuviel wird. Im Prinzip fällt es mir schwer, gut zu mir selbst zu sein.

Manchmal komme ich mir neudenglisch wie ein Loser vor, wie jemand der nix auf die Kette kriegt und der ewig dazu verurteilt ist, diese mickrige Unterstützung vom Staat zu bekommen, die mir das Überleben sichert, aber ein vernümftiges Leben unmöglich macht.
Ich will nicht auf die Gesellschaft schimpfen, immerhin unterstützt sie Menschen in der Not und leider nutzen manche dieses System aus und gehen ständig schwarz arbeiten und kassieren noch Stütze vom Staat. Aber dieses System macht die Menschen auch krank wie es auch bei mir geschehen ist.
Der Erwartungsdruck auf den Einzelnen ist sicher gewachsen, die Menschen müssen immer flexibler und leistungsfähiger werden.
Psychische Krankheiten nehmen zu, nur reden zuwenige darüber.
Die Gesellschaft stellt sich vom industriellen 20. Jahrhundert, in eine Wissensgesellschaft um.
Bildung wird immer wichtiger, wer doof wie Brot ist, bleibt auf der Strecke wie es 10 Prozent aller Abgänger von Schulen tun, die ohne Schulabschluss gehen.
Die "Doofen" müssen sich mit "Ein Euro Jobs" und anderen "Gelegenheitsjobs" über Wasser halten.
Manchmal beschleicht mich dieses Gefühl, dass ich auch zu diesen "Doofen" gehören könnte, die keine Ausbildung machen und die dann von einen Gelegenheitsjob zum anderen gehen.
Oder es könnte mir auch passieren, dass ich nicht mal dies packe und dann in einer Behindertenwerkstatt für psychisch Kranke arbeite und irgendwelche Dinge zusammenschraube und mich diese Arbeit ankotzt. Allerdings brauche ich die Kröten des Zuverdienstes und die sozialen Kontakte.
Der Mensch ist kein Braunbär, der sich selber genügt und der nur in der Paarungszeit das andere Geschlecht braucht. Vorallem ist der Mensch ein soziales Tier wie die Wölfe und es gibt immer ein Alphatier und der Rest der Herde folgt ihm.
Im Moment habe ich mich mit den Gedanken nicht abgefunden, dass ich immer zu einer Art "Psycho Community" gehöre, wo psychisch Kranke nur mit ihresgleichen weitesgehend umgehen, ähnlich wie es Punks tun oder im schlimmsten Fall Nazis. Mir wäre so ein Horizont zu klein, ich will mehr vom Leben sehen, als Menschen die sich nur mit ihrem seelischem Leid auseinandersetzen.

Ich frage mich nur manchmal, ob ich die Kraft habe, aus diesem Teufelskreis rauszukommen.
Ich bin schon 30 und ich merke wie die Jahre vergehen, auch wenn sie kaum Spuren auf meinem Gesicht hinterlassen habe, da ich unverschämt jung aussehe.
Aber es reicht mir, wenn ich weiss, dass ich 30 bin und ich nicht so tun kann, als ob ich 20 wäre, obwohl mich viele so einschätzen.
Es wäre schön, wenn ich in den nächsten 10 Jahren eine Familie gründen könnte, es wäre toll eine Ausbildung zu schaffen und danach gutes Geld zu verdienen.
Ich träume davon, dass ich eines Tages keine Depressionen habe und sie mir wie ein böser Traum erscheinen.
Ich würde gerne die Kraft haben, mich zum Wohl von diesem Deutschland und dieser Welt einzusetzen.
Politisch würde ich gerne mitwirken, aber mir fehlt die Energie und die Motivation, ich kämpfe noch zu sehr mit mir, um anderen viel zu nutzen.
Ich denke eines der Probleme von psychischen Krankheiten ist das Problem, dass sie sich meist nur um sich selber kreisen und sie andere nicht unterstützen.
Psychisch Labile saugen die Energie wie Vampire aus und die Angehörigen, Freunde sind am Ende leer.
Vielleicht ist eines der Probleme auch, dass die meisten zu hohe Erwartungen an Depressive haben und wenn all ihre guten und netten Ratschläge nichts fruchten, dann fühlen sie sich ausgelaugt.
Ich bin immer noch ein Vampir.
Wo ist der Knoblauch??
Ich bin ein Psycho - Vampir.
Wo sind die Silberkugeln?
Auch schlimm ist, dass ich mich wie andere Kranke nur um die selben Gedanken kreise, die darin bestehen können, dass man sich für alles die Schuld gibt oder anderen. Im Prinzip sind diese Gedanken immer extrem, schwarz/ weiss und selten grau wie bei einem Gesunden.

Mm, ich weiss noch gar nicht, was ich heute mache.
Gut, ich könnte aufräumen oder einen Kaffee mit mir selbst trinken oder chatten und mich in der Anonymität des www ausbreiten.
Oder ich könnte jemanden anrufen und mich mit ihm/ihr treffen.
Oder ich könnte mich unter meiner Bettdecke verkrümmeln und schlafen, um dieses Leben zu vergessen und zu träumen.
Nach dem Aufachen habe ich alle meine Träume vergessen, dass war früher in der Kindheit nicht so.
Ich bin zu alt zum träumen geworden.