Nach dem Date
Wir hatten uns vor einem Blumenladen am Düsseldorfer Bahnhof gegen 15:19 verabredet. Ein paar Minuten stand ich dort, niemand kam. Dann tauchte sie mit ihren pinken Haaren auf. Sie wirkte irgendwie anders, weniger durchgeknallt, als ich vermutet hatte. Sie wirkte recht Normalo, aber auch nicht langweilich oder so. Wir liefen die Treppen runter zur U-Bahn. Meine Anspannung nahm langsam ab. Wir stiegen ein und bei der Heinriche Heine Allee stiegen wir gemeinsam aus. Wir wechselten ein paar Worte. Manchmal schwiegen wir uns an. Dann liefen wir durch die Altstadt. Die Sonne knallte runter. Dann kamen wir zu den Rheintreppen, wenige Leute sassen dort, die Schiffe fuhren vorbei und ein leises dröhnen erreichte die Ufer. Dann liefen wir am Flussufer entlang. Menschenmassen bewegten sich wie Wellen vorwärts. Ein paar Paddler paddelten flussabwärts. Später legten wir uns im Schatten der Bäume, wo die Brücke über den Rhein verläuft. Wir redeten ein wenich. Sie schaute mir selten in die Augen, ihre Augenfarbe hat was moosartig grünes. Sie sprach von Finnland und wie sehr sie das Land faszinieren würde und dass die Leute viel offener, hilfsbereiter wären. Sie erzählte mir wie sie mal mit einer Stadtkarte nach dem Weg suchte und mehrere Finnen ihre Hilfe von selbst anboten. Sie will dort auswandern. Sie lernt finnisch. Ich erzählte, was über mich, aber sie hackte nie nach. Sie schaute manchmal etwas abwesend auf den Fluss. Die Containerschiffe fuhre vorbei und wieder dieses dröhnen. Ich kuckte mich um und auf der Wiese lagen all die Sonnenanbeter herum. Ein Frau mit Deutschlandfahne auf dem Kinderwagen kam vorbei. Wir haben ja Fussballweltmeisterschaft. Hunde spielten. Kinder schrien und tollten rum. Ein Mädel um die 16 liess die Sonne auf ihre Brüste knallen. Ihre Haut war blass. Sie hatte wirklich sehr schöne weibliche Formen. Meine Sehnsucht stieg an wie manchmal der Pegel des rheins bei Hochwasser. Schöne Frauen mit knappen Röcken und tiefen Ausschnitten liefen an der Wiese vorbei. Meine Sehnsucht frass mich immer weiter auf. Ich brauche eine Frau, dass dachte ich. Ich wusste, dass die die ich aus dem Internet kennenlernte und neben mir lag, nicht die war, die ich gesucht hatte. Sie erzählte mir auch wieviel sie hassen würde z. B. Deutschland, Spiesser...Sie wirkte nicht tempramentvoll, sondern eher ruhig. Mein Bild aus ihrer Beschreibung im Internet entsprach nicht ganz der Wirklichkeit. Um 17:20 h ging sie, sie wollte Portugal gegen Angola sehen, sie gab mir einen flapsigen Aufwiedersehenhandschlag und lief unter der Brücke weg. Sie drehte sich nicht um. Abends texteten wir ein wenig bei MSN. Vom verstrahlt grinsen wie bei der Cam sah ich an diesem Sonntag nix. Komisch, ich hatte keine Schmetterlinge mehr im Bauch. Die Wirklichkeit hatte mich eingeholt. Und diese unstillbare Sehnsucht nach einer Frau, ja sie bleibt.
deprifrei-leben - 12. Jun, 09:30